Schneden. (November 23.—Dezember 8.) 1069
Aus einer Erklärung des Hauptbeteiligten an dieser Gründung, des
finnländischen Reeders Krogius, die dieser am 28. November im „Hufvud-
stadsbladet“ veröffentlichte, erhellt, daß die schwedischen Reedereien und
Spediteure künftig von der Beteiligung an der Durchfuhr der nach Ruß-
land bestimmten englischen Waren, damit sie nicht in Feindeshand kämen,
prinzipiell ausgeschlossen werden sollen, und daß der auswärtige Minister
Schwedens, Herr Wallenberg, dagegen nichts einzuwenden habe. Es ist
hiernach die Absicht, die Waren ausschließlich in norwegischen Häfen zu
löschen und von dort in plombierten Wagen mit der Eisenbahn nach den.
schwedischen Häfen am Bottnischen Meerbusen zu schaffen, wobei durch-
gehende Frachtscheine Verwendung finden sollen. Es liegt auf der Hand,
daß eine schwedische Kontrolle dessen, was in diesen geschlossenen Güter-
wagen durch das Land gefahren wird, infolge dieser Einrichtung sehr er-
schwert, wenn nicht überhaupt unmöglich gemacht wird. Die „Frkf. Ztg.“"
bemerkt dazu: „Wer übernimmt Schweden gegenüber — wirmöchten bescheiden
fragen: auch Deutschland gegenüber — die Bürgschaft, daß in den geschlossenen.
Kisten, deren Inhalt vielleicht mit Drehbänken oder Nähmaschinen bezeichnet
wird, sich nicht Granaten oder Maschinengewehre befinden?“
23. Nov. Eine Konferenz zwischen deutschen, österreichisch-
ungarischen und russischen Vertretern des Roten Kreuzes wird in
Stockholm unter dem Vorsitz des Prinzen Karl von Schweden im
Reichstagshaus eröffnet.
Am 1. Dezember erfolgt die Unterzeichnung des Schlußprotokolls,
das Resolutionen in betreff die Behandlung von Kriegsgefangenen ent-
hält, deren Berücksichtigung den beteiligten Regierungen empfohlen wird.
Es wird die Einsetzung einer gemischten Kommission in Aussicht genommen,
die 3 Neutrale und 6 den kriegführenden Mächten angehörige Mitglieder
umfassen und die Aufgabe haben soll, Reisen zum Besuch der Gefangenen-
lager der beiden kriegführenden Gruppen zu unternehmen.
7. Dez. Maßnahmen zur Sicherung der Auslandspolitik.
Im Ministerrat teilt der Justizminister mit, er fände es notwendig,
anläßlich der außerordentlichen Verhältnisse während des Krieges besondere
Strafbestimmungen einzuführen gegen gewisse Unternehmungen von
Privatpersonen für die Einleitung eines Handelsverkehrs mit fremden
Mächten, die Störungen in der Auslandspolitik der Regierung herbeiführen
önnten.
Der Ministerrat beschließt, einen Ausschuß von drei Sachverständigen zu
ernennen, die einen neuen Gesetzentwurf zu diesem Zwecke ausarbeiten sollen.
8. Dez. (Gotenburg.) Ministerpräsident Hammarskjöld polemi-
siert in einer Rede, die er bei Gelegenheit des Stapellaufs des
schwedischen Amerikadampfers „Stockholm“ hält, gegen die be-
absichtigte Gründung der Transito-Gesellschaft und die Nolle,
die dabei Minister Wallenberg spielte.
Man höre von den Versuchen, unter ausländischer Leitung einen
Staat im Staate zu errichten. Die Regierung hoffe, daß die ihr gegen die
Urheber und Anhänger solcher Versuche zur Verfügung stehenden Mittel
wie bisher so auch künftig ausreichen würden. Wenn in vitalen Fragen die
Regierung eine bestimmte Politik verfolge, während in Wirklichkeit durch das
Eingreifen privater Leute oder Organisationen eine andere Politik zur Aus-
führung gelange, dann werde die eine oder die andere weichen müssen.