Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Norwezen. (Juli 12.—August 6.) 1075 
reiten. Zum Schluß führt der Minister aus: Sollten die von norwegischer 
und deutscher Seite angestellten Untersuchungen ergeben, daß der Beweis 
vorliegt, daß auch andere Schiffe als die „Belridge“ von deutschen 
Unterseebooten torpediert worden sind, so bezweifle ich nicht, daß die deutsche 
Regierung alles mögliche tun wird, um die Verluste gutzumachen, die den 
Interessenten zugefügt werden, und daß die deutsche Regierung ebensosehr 
wie die norwegische das Geschehene bedauert. Sollte die „Svein Jark“ 
unter Verlust von Menschenleben torpediert worden sein, so bezweifle ich 
nicht, daß die deutsche Regierung in ihrem Gerechtigkeitsgefühl alles 
zur Linderung des Unglücks tun wird. Welche Meinungsverschiedenheiten 
auch herrschen mögen hinsichtlich der völkerrechtlichen Berechtigung gewisser 
Seiten des deutschen Unterseebootkrieges — die Ansicht der norwegischen 
Regierung darüber wurde in den Vorstellungen an die deutsche Regierung 
im Februar dargelegt —, so hoffe ich doch, daß die deutsche Regierung, 
wenn die Erfahrungen zeigen, wie leicht Irrtümer vorkommen können, in 
Erwägung ziehen wird, den Kommandanten von Kriegsschiffen solche neuen 
Instruktionen zu geben, daß die neutralen Schiffe sich sicher fühlen können. 
(Siehe 13. September.) 
12. Juli. Die Regierung protestiert bei der britischen Regie- 
rung wegen verschiedener Fälle, in denen Handelsschiffe auf norwegi- 
schem Gebiete durch britische Kriegsschiffe angehalten oder gar in 
Grund gebohrt worden seien. 
Am 20. Juli spricht der britische Minister des Aeußeren dem norwegischen 
Gesandten in London über die Neutralitätsverletzungen sein Bedauern aus, 
gibt indes einstweilen nur hinsichtlich des Dampfers „Pallas"“ die Berech- 
tigung der norwegischen Beschwerde zu. 
Es handelt sch hauptsächlich um folgende Fälle: 1. Ein bewaffneter 
englischer Fischdampfer hat am 8. Juli den deutschen Dampfer „Friedrich 
Arp“ bei den Huson--Schären, also auf norwegischem Seegebiet, in den 
Grund gebohrt; 2. ein anderer bewaffneter englischer Fischdampfer hat den 
deutschen Dampfer „Pallas“ innerhalb des norwegischen Seegebiets ge- 
kapert; 3. der norwegische Dampfer „Markland“ aus Bergen ist am 
30. Juni von einem englischen Kreuzer bei Kya angehalten worden. 
21. Juli. (Storthing.) Annahme einer Gesetzesvorlage auf 
Herabsetzung des dienstpflichtigen Alters von 22 auf 
20 Jahre; gleichzeitig wird die Dienstzeit der Landwehr von acht 
auf zwölf Jahre erweitert. 
24. Juli. (Storthing.) Beratung einer Gesetzesvorlage, nach 
der jede militärfeindliche Agitation während der Dauer des Krieges 
mit Freiheitsstrafen verfolgt wird. 
Die Vorlage wird gegen die Stimmen der Sozialisten, der stärksten 
Partei Norwegens, angenommen. 
29. Juli. (Storthing.) Es erfolgt die Annahme des Schieds- 
gerichtsgesetzes, wonach unter anderem sowohl der Arbeitgeber wie 
der Arbeitnehmer bestraft wird, wenn einer von beiden sich ungesetz- 
mäßiger Arbeitseinstellung schuldig macht. 
6. Aug. Eine Kommission wird eingesetzt zur Untersuchung, in
	        
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