Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

dürktei. (Februar 8. — März 2.) 1147 
kredite von 3150000 Pfund genehmigt, die zu Beginn des Monats August 1914 
zur Deckung der Kosten des Unterhalts und der Besorgung des Transports 
der Mannschaften in Anspruch genommen waren, um die Bataillonsbestände 
auf den Kriegsfuß zu bringen. 
8. Febr. (Senat.) Der Abänderung der Verfassung wird mit 
43 gegen 3 Stimmen zugestimmt. 
Ahmed Riza Bei bekämpft den Gesetzentwurf, da nach seiner Mei- 
nung für eine Abänderung der Verfassung weder eine Notwendigkeit noch 
ein Anlaß vorliegt. 
16. Febr. (Kammer.) Gesetz über den Loskauf von der Dienstpflicht. 
Die Dringlichkeit eines Gesetzes wird beschlossen, das den Loskauf von 
der Dienstpflicht im Heere durch Erlegung einer Befreiungstaxe von 24 Pfund 
während der jetzigen Mobilmachung für nichtmuselmanische gediente oder 
nicht gediente Territorialreservisten und für einzelne Klassen der nicht ge- 
dienten Muselmanen gestattet. 
23. Febr. Das osmanische Informationsbüro stellt fest, daß 
die vomanischen Streitkräfte am Suezkanal die Erkundung zu 
Offensivzwecken durchgeführt und, nachdem sie ihren Zweck erreicht 
hatten, die Operationen eingestellt haben. 
2. März. (Kammer.) Der Minister d. J. verliest ein Dekret, 
wonach die Kammer bis 28. September vertagt wird. 
In seiner Schlußrede betont der Präsident Halil Bei, daß, wenn das 
Vaterland in Gefahr ist, die Parteistreitigkeiten und politischer Ehrgeiz und 
Haß schwiegen. Die heldenhafte Tapferkeit der türkischen Armee rufe das 
Erstaunen und die Achtung der Feinde hervor. Halil Bei erinnert an die 
Siege bei Köpriköj und an die Flucht der Russen bis Sary- 
kamisch. Er hob weiter hervor, mit welchem Eifer die türkische Armee 
nach der Durchquerung wasserloser Wüsten zur Besiegung des Feindes zum 
Ostufer des Suezkanals vorgerückt sei und dann Erkundungsabteilungen 
absandte, welche, unter dem Feuer der feindlichen Schiffe auf das West- 
ufer des Kanals übersetzend, die Befestigungen erreichten und nach der Er— 
füllung ihrer Aufgabe zurückkehrten. Diese Armee, welche mit vieler Vor- 
sicht ihre Vorbereitungen vollende, werde demnächst den entscheidenden 
Schlag führen und das schöne und fruchtbare Aegypten von der Tyrannei 
des Feindes befreien können. Er sei auch überzeugt, daß die Engländer 
aus der Gegend von Bassora hinweggefegt würden. „So, auf allen 
Fronten besiegt,“ fuhr Halil Bei fort, „begann der Feind in einem Ver- 
zweiflungsanfall die Dardanellen anzugreifen. Es steht. außer Zweifel, 
daß der Feind, der mit der fortgesetzten Beschießung, die seine Panzerschiffe 
seit einigen Tagen unternahmen, nicht das geringste als Erfolg zu be- 
trachtende Ergebnis erzielte, hier den härtesten Schlag von der osmanischen 
Tapferkeit erhalten wird. Es ist unwahrscheinlich, daß der Feind durch 
die Meerengen hindurchkommen kann, aber selbst wenn er hindurchkommt, 
kann er sicher sein, daß sich mit diesem Erfolg unsere Entschlossenheit nur 
vermehrt. Er soll wissen, daß der größte Teil unserer Armee hier zu- 
sammengezogen ist, und daß Maßnahmen gegen jede Möglichkeit getroffen 
sind. Es möge die Welt erfahren, daß wir entschlossen unser Leben führen, 
nicht indem wir auf der Erde kriechen, sondern indem wir wie Löwen 
kämpfen. Wir wollen nicht die Stirn in den Staub beugen wie elende 
Feiglinge, sondern unsere reine Stirn hochaufgerichtet tragen, wie eine
	        
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