Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Huls#arien. (März 4.—29.) 1173 
Ufer besitzt, sind einer beständigen Gefahr ausgesetzt. Indem ich namens 
der Königlichen Regierung gegen diese Sachlage protestiere, habe ich die 
Ehre, Euere Exzellenz zu ersuchen, bei Ihrer Regierung sich ins Mittel 
legen zu wollen, damit Maßregeln zugunsten einer freien Schiffahrt und 
der Sicherheit der Uferbevölkerung ergriffen werden, für deren Verluste die 
bulgarische Regierung keine Verantwortung übernehmen kann. 
4. März. (Sobranje.) Der Kriegsminister bringt Gesetz- 
vorlagen ein über Einführung einer strengen Kriegszensur sowie 
über die militärische Vorbereitung aller Staatsbürger, die aus 
allerhand Ursachen in ständigen Kadres nicht gedient haben. 
In dieser letzteren Vorlage wird bestimmt: Dem Kriegsminister wird ge- 
stattet, periodisch zu fünfundvierzigtägigen Waffenübungen ein zuberufen alle 
bulgarischen Staatsbürger, tauglich zum Truppen= oder Nichtkombattanten- 
dienst, vom 21. bis einschließlich 50. Lebensjahr, die aus verschiedenen 
Gründen Waffendienst unter der Fahne nicht geleistet haben, damit sie die 
unumgängliche Kriegsausbildung erhalten. 
4. März. Der Staatsschatz beginnt mit der Auszahlung der 
Requisitionsscheine, deren Summe sich etwa auf 150 Millionen 
Franken beläuft. 
15. März. (Sobranje.) Interpellation über die während des 
Krieges 1912 von dem bulgarischen Staatsschatz Montenegro ge- 
währte Anleihe im Betrage von 2½ Millionen. 
Die Sobranje beschließt, die Angelegenheit einer parlamentarischen 
Kommission zu überweisen, die beauftragt wird, das Vorgehen der Kabinette 
Geschow ’und Danew zu untersuchen. 
20. März. (Sobranje.) Ein Gesetzentwurf wird eingebracht 
über die Unterstützung der Familien von Reservisten, die 
bei einer Mobilmachung einberufen werden. 
29. März. (Sobranje.) Schluß der Session. 
Vor der Verlesung der Schließungsverordnung erklärt der Minister- 
präsident, er lege Wert darauf, seine frühere Erklärung zu ernenern und 
gleichzeitig zu unterstreichen, daß die Regierung bisher die strengste Neu- 
tralität beobachtet habe und weiterhin beobachten werde. Sie werde keiner 
Pression nachgeben und sich durch keinerlei eitles Versprechen fortreißen 
lassen, weil sie der Ansicht sei, daß die wirklichen Interessen Bulgariens 
Erwägungen sentimentaler Art vorgehen müßten. Das bulgarische Volk 
könne Vertrauen zu seiner Regierung haben, deren Politik dem Lande nur 
nützlich sein werde. Bulgarien habe niemandem gegenüber Verpflichtungen. 
Es könne sich nicht voreilig binden, denn es sei sicher, in diesem Falle zu 
verlieren. Die bulgarische Regierung müsse sich vor jeder Verlockung, von 
welcher Seite auch immer, hüten. Sobald die Interessen Bulgariens ver- 
letzt werden sollten, werde die Regierung mit der gesamten Nation die 
notwendigen Beschlüsse fassen müssen. Indem er die sozialistische These von 
der Balkanföderation zurückweist, sagt Radoslawow: Diese Förderation 
ist unmöglich, weil es schwer ist, die Interessen der Balkanvölker zu ver- 
söhnen, die Bulgarien auflauern, um ihm den letzten Bissen zu entreißen 
Der Ministerpräsident schließt mit folgenden Worten an die Depu- 
tierten: Sie kennen das letzte Wort der Regierung, die Bulgarien den
	        
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