Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

1174 Hulserien. (April 9.—Juni 21.) 
Frieden durch die Neutralität geben will. Wenn es andere gibt, die mutiger 
und kühner sind, und ihm den Krieg geben wollen, mögen sie kommen, um 
unseren Platz einzunehmen. 
9. April. Eine offizielle Erklärung gegenüber Serbien. 
Die Presseleitung veröffentlicht folgende Mitteilung: Die Bemühungen 
der serbischen Diplomatie, die Haltung der bulgarischen Regierung in der 
Angelegenheit des in Serbisch-Mazedonien ausgebrochenen Aufruhrs bloß- 
zustellen, sind gescheitert an der Korrektheit der bulgarischen Regierung 
gegenüber Serbien. Diese ist seit Beginn der europäischen Krise streng 
eingehalten worden. Das geht aufs deutlichste aus der zwischen den 
Kabinetten von Nisch und Sofia gewechselten diplomatischen Korrespondenz 
wegen der jüngsten Zwischenfälle von Valondovo hervor. Ein neuer- 
licher Beweis des tadellosen Verhaltens der bulgarischen Regierung wird 
durch den Befehl geliefert, daß die Aufrührer, die sich mit den Waffen in 
der Hand an der bulgarischen Grenze einfinden, entwaffnet und den bul- 
garischen Gesetzen gemäß behandelt werden. Dieser Befehl ist bereits zur 
Durchführung gebracht worden. Zahlreiche Aufrührer wurden entwaffnet 
und in das Innere des Landes verwiesen. 
27. April. Aufhebung der päpstlichen Erkommu nikation des 
Königs Ferdinand. 
König Ferdinand von Bulgarien, der infolge der Auslieferung seines 
Sohnes Boris an das Schisma der Exkommunikation verfallen war, 
empfängt die heilige Osterkommunion, wodurch die Exkommuni- 
kation aufgehoben ist. 
29. Mai. Die Presseleitung veröffentlich eine Erklärung, welche 
die Veröffentlichungen der Blätter über der bulgarischen Regierung 
vom Dreiverband gemachte Vorschläge, um deren bisherige Richt- 
linien zu ändern, für nicht autorisiert und erfunden erklärt. 
Es heißt am Schluß: In gut unterrichteten Kreisen behauptet man, daß 
alle diese Aeußerungen jener Blätter Propagandazwecke verfolgen, über deren 
Erfolg sich ihre Urheber und Verbreiter nicht Rechenschaft zu geben scheinen. 
6. Juni. Dementi der Mobilifierungsgerüchte. Die halbamtliche 
„Narodni Prava“ betont in einer neuerlichen Mitteilung, daß die Nach- 
richt, wonach Bulgarien sein Verhalten ändern und seine Armee mo- 
bilisieren werde, von Personen verbreitet wird, die die Bevölkerung 
beunruhigen und das Vertrauen auf die Regierung erschüttern wollen. 
Die Regierung erklärt, daß keine Veranlassung zum Aufgeben der 
Neutralität und Verlassen der Politik der Ruhe vorliegt. 
21. Juni. Das Angebot des Vierverbandes an Bulgarien. 
Wie verlautet, hat der Vierverband folgendes Angebot an Bul- 
garien gemacht, um die sofortige Mobilisierung des bulgarischen Heeres 
und das Eingreisen Bulgariens mit der gesamten Armee gegen die Türkei 
zu erlangen: Bulgarien soll bekommen den unbestrittenen Teil Mazedoniens, 
den Hafen von Kawala mit dem Hinterland dazu, die Linie Enos Midia, 
Barunterstützung zur Kriegführung, und außerdem will der Vierverband in 
Bukarest freundschaftlich dahin intervenieren, daß Rumänien sich zur Ab- 
tretung der Dobrudscha an Bulgarien bereitfindet. Für den Fall, daß Bul-
	        
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