Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

SGulsarien. (Dezember 13.—20.) 1187 
Nachdem die bulgarische Armee die Heimatserde von der Gegenwart 
aller Uebeltäter gesäubert hat, empfinden wir aufs tiefste das Glück, vor 
unseren Truppen auch die stolzen Engländer und Franzosen fliehen zu sehen, 
die sich noch gestern die Herren der Welt glaubten. Ich bin stolz, ein 
Bulgare zu sein. Außer mir vor Freude rufe ich: Es lebe die bulgarische 
Armee, es lebe der König des geeinten Bulgariens! 
13. Dez. Anläßlich des Sieges bei Prizren, der den serbischen 
Feldzug beendet, erläßt Generalissimus Jekow einen Heeres- 
befehl, in dem es u. a. heißt: 
Tapfere Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten! Erfüllt von Be- 
geisterung für Eure unübertrefflichen Waffentaten verneige ich mich vor 
Euren siegreichen Fahnen und spreche Euch meinen herzlichsten Dank und 
meine höchste Anerkennung für die ehrenvolle Art aus, in der Ihr Eure 
Pflicht gegenüber dem teuren Obersten Führer und dem vielgeliebten Vater- 
lande erfüllt habt. Ich wünsche Euch noch ruhmvollere und glänzendere 
Waffentaten für den endgültigen Triumph unseres geheiligten Werkes. 
15. Dez. Zar Ferdinand richtet von Prizren, wo er sich auf 
seiner Reise durch die eroberten Gebiete aufhält, das folgende 
Telegramm an den Ministerpräsidenten Radoslawow: 
Vom Fuß der ungeheuren Mauern des schneebedeckten Schargebirges, 
aus dem wunderschönen Prizren, das fest in der Hand meiner Truppen 
ist, sende ich einen Jubelgruß und preise Gott und den bulgarischen Un- 
gestüm. 
16. Dez. Die bulgarische Regierung protestiert in einer an 
die verbündeten und neutralen Staaten gerichteten Note gegen die 
bölkerrechtswidrige Kriegführung der Entente. 
S. den Wortlaut Beck'sche Chronik des Deutschen Kriegs Bd. XI S. 200f. 
20. Dez. Eine neutrale Zone längs der griechisch- 
serbischen Grenze. 
Die bulgarische Regierung hat der griechischen vorgeschlagen, eine 
neutrale Zone längs der griechisch-serbischen Grenze einzurichten, und diesen 
Vorschlag folgendermaßen begründet: Infolge der Einnahme von Bitolia und 
Ressen haben sich die bulgarischen Armeen der griechischen Grenze genähert. 
Infolge dieser Bewegung befürchtet der bulgarische Generalstab, daß zwischen 
den Vorposten der genannten Armeen und den griechischen Grenzwachen 
Zwischenfälle an der Demarkationslinie entstehen können. Von dem Wunsch 
geleitet, jede Möglichkeit für derartige Zwischenfälle zu vermeiden, ersucht 
die bulgarische Regierung die griechische Regierung, ihre Zustimmung zu der 
Schaffung einer neutralen Zone an der griechisch-serbischen Grenze zu geben, 
gleich jener, die jüngst an der griechisch-bulgarischen Grenze eingerichtet 
worden ist, und einzuwilligen, daß auch dort die Grenzwachen zu beiden 
Seiten auf Flintenschußweite von der Grenze zurückgezogen werden. Zugleich 
verständigt die bulgarische Regierung die griechische Regierung und den grie- 
chischen Generalstab, daß „le passage de la frontiere dans la nouvelle 
zone est jusqu’a nouvel ordre absolument interdit" und daß von bul- 
garischer Seite auf jeden, der versuchen sollte, diese Linie zu überschreiten, 
geschossen werden wird. 
Die griechische Regierung hat sich hiermit einverstanden er- 
klärt;es wird eine neutrale Zone von 4 Kilometer Breite geschaffen.
	        
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