1192 R#mänuien. (August 22.—Oktober 2.)
22. Aug. Die Eisenbahnverwaltung ordnet an, daß vom
14. September ab alles Bahnmaterial zur Verfügung des Kriegs-
ministers frei sein müsse.
11. Sept. Das Regierungsblatt „Vittorul“ stellt gegenüber einer
Behauptung des „Journal de Geneve“ fest, daß sich nichts in der
offiziellen Haltung Rumäniens geändert habe. die noch im Kron-
rat unter König Carol festgelegt wurde.
16. Sept. Der König empfängt in Macia den Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg.
26. Sept. (Bukarest.) Der sozialistische Klub faßt folgen den
gegen die Kriegstreibereien gerichteten Beschluß:
Die versammelten Arbeiter und Bürger legen Verwahrung ein gegen
die skandalösen Vorgänge, die seit einiger Zeit von einer Bande von
Agenten der Kriegsparteien ausgingen und in Angriffen auf Zeitungs-
redaktionen, im Verbrennen von Blättern und in der Einschüchterung der
Bewohner der Stadt bestanden. Sie bilden einen Anschlag auf die ver-
fassungsmäßig gewährleisteten Freiheiten der Presse. Die Versammelten
fassen angesichts der Bewegung für die Mobilisierung der rumänischen Armee
neuerlich den Beschluß, den Kampf für Aufrechterhaltung der Neutralität
sortzusetzen, aus der die Regierung unter den heutigen Umständen eine ehr-
liche und endgültige Neutralität machen müsse.
26. Sept. Im Ministerrat berichtet Bratianu, daß die Entente
eine Anfrage an Rumänien gerichtet habe, ob es sich anschließen
werde, wenn die Entente etwa 400 000 Mann auf dem Balkan landen
werde. Bratiann erklärte, unter den jetzigen Umständen könne von
einer kriegerischen Aktion Rumäniens keine Rede sein.
27. Sept. (Bukarest.) Versammlung der Gruppe Marghilo-=
man der konservativen Partei.
Marghiloman fordert in einer Ansprache die Fortsetzung der im Kron-
rat beschlossenen Neutralität mit Achtung der Pflichten, die Rumänien aus
seinen internationalen Verträgen erwachsen. Andere Redner, darunter der
ehemalige Minister Nenitzescu, sprachen sogar für ein Zusammengehen mit
Deutschland.
2. Okt. Anläßlich der Konstituierung der „Unionistischen
Föderation“, einer neuen parlamentarischen Liga, die dem Minister-
präsidenten den Eintritt in den Krieg an der Seite der Entente
empfahl, schreibt die „Independance Roumaine“:
Der von der parlamentarischen Gruppe Filipescu und Take
Jonescu unternommene Feldzug ist in sein neuestes Stadium getreten.
Ursprünglich verlangten die Führer von der Regierung sofortiges Eingreifen
Rumäniens. Heute scheint sie bereits den heftigen Kampf zu beginnen, um
Land und König als das große Hindernis für die Verwirklichung der
nationalen Forderungen Rumäniens darzustellen. Bei der gestrigen Ver-
sammlung ging man so weit, zu sagen, daß die Regierung zur Not das
tun würde, was die Opposition verlangt, wenn sie nicht beim König hart-