Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Monteuesro. (Juli 1.— Dezember 5.) 1217 
negro ungünstig ausgefallen. Montenegro sei dadurch gezwungen gewesen, 
einen Teil seiner Truppen auf der albanischen Grenze zu behalten. Dieser 
Zustand sei sehr kritisch geworden, als die Albaner an den Ufern des Bojana- 
flusses begannen, die montenegrinischen Transporte zu plündern und, von 
Oesterreich bewaffnet, in beträchtlichen Massen einen Einfall auf monte- 
negrinisches Gebiet machten. Die königliche Regierung sei, aufgebracht über 
diese Grenzverletzung und fest entschlossen, ihre Kräfte auf der Hauptfront 
konzentriert zu halten, gezwungen gewesen, einige Punkte zu besetzen, die 
notwendig sind, um neue Angriffe gegen die Bevölkerung der von den 
Montenegrinern besetzten Gebiete zu vermeiden. Die Albaner-Chefs, so 
heißt es in der Note weiter, liefern uns die Waffen aus, die von dem 
österreichischen Konsul in Skutari unter sie verteilt worden waren, und be- 
kunden Gefühle der Loyalität gegenüber den montenegrinischen Behörden. 
Der Bürgermeister von Skutari erschien in den benachbarten monte- 
negrinischen Stellungen und versicherte den Kommandanten der freundschaft- 
lichen Gefühle der Bevölkerung von Skutari ohne Unterschied der Religion. 
Auf diese Weise haben wir, durch die äußerste Notwendigkeit veranlaßt, die 
österreichischen Machenschaften vollkommen vereitelt. Jetzt sind die monte- 
negrinischen Truppen, welche gezwungen waren, die albanische Grenze zu 
bewachen, frei für die Teilnahme an den Operationen auf der Hauptfront 
gegen den gemeinsamen Feind Montenegros und seiner Verbündeten. 
1. Juli. Der frühere Premierminister Radowisch trifft in 
London ein, um Lebensmittel, Munition und andere Vorräte für 
Montenegro zu erhalten. 
25. Juli. Ministerpräsident Wukotitsch legt das Amt des 
Kriegsministers nieder. 
An seine Stelle als Kriegsminister tritt General Bojowitsch. Der 
Finanzminister Popowitsch übernimmt interimistisch das Präsidium im 
Ministerrate. 
8. Aug. Der montenegrinische Gouverneur in Albanien, General 
Weskowitsch, läßt zahlreiche albanesische Führer verhaften, die 
beschuldigt sind, die Aufstandsbewegung, die jetzt im Innern des 
Landes ausgebrochen ist, angestiftet zu haben. 
Unter den Verhafteten befinden sich Said Pascha, der die Türken in 
der Schlacht bei Kumanowo befehligt hat, Refid Bei Toptani und mehrere 
Mitglieder der vom Prinzen zu Wied eingesetzten albanesischen Kommission, 
sowie etwa fünfzig Jungtürken. Die Verhafteten werden in Montenegro 
interniert. 
9. Sept. Rücktritt des Ministeriums. 
Der König betraut den bisherigen Ministerpräsidenten Wukotitsch mit 
der Neubildung des Kabinetts. Mit Ausnahme des Ministers des Aeußeren 
und der Finanzen behalten die früheren Minister ihre Portefeuilles. Wukotitsch 
übernimmt außer dem Vorsitz noch das Ministerium des Aeußeren. Staats- 
rat Muschkowitsch wird Finanzminister. 
5. Dez. Memorandum über einen Sonderfrieden Montenegros. 
In einem von ihm persönlich den bei ihm beglaubigten Vertretern der 
Mächte überreichten Memorandum über die Möglichkeit eines Sonder- 
friedens Montenegros mit den Zentralmächten führt der König aus, daß bei 
dem fühlbaren Druck weit überlegener feindlicher Streitkräfte gegen Monte- 
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