Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Griechenland. (August 5.—24.) 1223 
ausschließlich militärischen Gründen zu besetzen, wie dies in ähn- 
licher Weise zuvor bei der Besetzung von Lemnos der Fall war. 
5. Aug. Die Regierung richtet eine energische Protestnote 
nach London wegen der Besetzung Mytilenes. 
Desgleichen protestiert die Regierung dagegen, daß englische Kriegsschiffe 
zwei griechische Dampfer mit Eisenbahnmaterial für die neue griechische Union- 
bahn, die Alt- und Neugriechenland verbinden soll, mit Beschlag belegt haben. 
5. Aug. Die Gesandten des Vierverbandes übergeben dem 
Ministerpräsidenten Gunaris eine Note, wonach der Vierverband 
beschlossen habe, das Balkanproblem in einer der „Gerechtigkeit und 
Zivilisation entsprechenden Weise“ zu regeln. 
Danach soll Bulgarien gewisse Teile von Serbisch--Mazedonien sowie 
das griechische Kavalla mit einem nicht näher bezeichneten Hinterland er- 
halten, wogegen Griechenland in Kleinasien entschädigt werden würde. Zu- 
gleich wird der griechischen Regierung bekanntgegeben, daß entsprechende 
Mitteilungen in Sofia und Nisch gemacht worden sind, und auch die Hoffnung 
ausgesprochen, daß sich Rumänien der Vereinigung der genannten drei 
Balkanstaaten anschließen werde. Die Note erregt in Griechenland un- 
angenehme Ueberraschung. 4 
12. Aug. Der Kabinettschef des Ministeriums des Außern 
überreicht die Antwort Griechenlands auf die Note der Vierver- 
bandsmächte den Gesandtschaften dieser Mächte. 
Griechenland protestiert energisch gegen die Abtretung griechischen 
Gebietes. 
13. Aug. „Naw Alitheia“ erklärt in einem im Hinblick auf 
die Möglichkeit des Anschlusses Bulgariens an die Zentralmächte 
viel beachteten Artikel, daß die serbische Okkupation in Albanien 
eine Verletzung des griechisch-serbischen Vertrags bedeute. 
17. Aug. Eröffnung der Deputiertenkammer. 
Bei der Wahl des Präsidenten wird der Anhänger der Venizclos= 
partei Zariczaianof mit 192 Stimmen gewählt, der Regierungsparteiler 
Tilios erhält 93, Vanoglis 7 Stimmen. 22 Stimmzettel sind leer. Infolge- 
dessen tritt das Ministerium Gunaris zurück, worauf Venizelos 
mit Neubildung des Kabinetts beauftragt wird. 
20. Aug. Englische Handelsmaßnahmen gegen Griechenland. 
Der englische Gesandte teilt der Regierung mit, daß die Anwendung 
des Artikels 4 des Dekretes vom 11. März, wonach die Einfuhr von in 
Oesterreich und Deutschland vor dem 1. März gekauften Waren in Griechen- 
land gestattet sein solle, jetzt aufgehoben wird, weil die Zwischenzeit für 
den Aufbrauch dieser Warenvorräte als ausreichend erachtet worden sei. 
Nicht beschlagnahmt von der verbündeten Flotte werden Waren, die 
für die Regierung, Gemeinden oder öffentliche Arbeiten bestimmt sind und 
nachweislich vor dem 1. März gekauft sind. 
. Aug. Venizelos' neues Kabinett. 
Das Kabinett setzt sich, wie folgt, zusammen: Venizelos, Minister- 
präsident und Minister des Auswärtigen; General Danglis, Kriegsminister;
	        
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