Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

1242 Albanien. (Juni 14.—Mitte November.) 
14. Juni. Besetzung albanischer Distrikte durch Serbien. 
14. Juni. Der Führer der albanischen Aufstandsbewegung, 
Mussa Effendi, läßt sich zum Präsidenten der Republik Al- 
banien ausrufen. 
17. Juni. Der albanische Gesandte in Wien, Sureya Bey Vlora, 
schreibt in der „N. Fr. Pr.“ über die Lage Albaniens: 
Italien hat nur eine kleine Truppenmacht in Valona konzentriert: die 
albanischen Parteigänger Italiens hatten gewünscht, daß Italien Berat 
okkupiere. Die von den Insurgenten gebildete Regierung in Berat leeß 
einen gewissen Baki Effendi und Ismail Effendi hängen, weil sie der Aktion 
zugunsten Italiens nahe standen. Ich glaube, daß es nicht im Interesse 
Italiens liegt, Serbien bis zur Adria gelangen zu lassen. Seit Jahren hat 
Italien mit Oesterreich--Ungarn gegen Serbien zusammengearbeitet, um ein 
selbständiges Albanien zu unterstützen. Italien wird alles daran setzen, um 
zu verhindern, daß Serbien sich endgültig in Albanien festsetzen kann. 
Andererseits hoffe ich, daß die Albanesen angesichts der Eifersucht zwischen 
Serbien und Italien sich ermutigt fühlen werden, gegen den Versuch, ihnen. 
ihre Unabhängigkeit zu nehmen, Widerstand zu leisten. Uebrigens ist auch 
Montenegro nicht im Einvernehmen mit Serbien. Die Erinnerung an die 
Massakres und die Grausamkeiten, welche die Serben in den letzten Jahren 
in Albanien verübten, ist noch zu neu, als daß die Albanesen nicht alles 
unternehmen würden, um sich vor dieser Fremdherrschaft zu retten. Uebrigens. 
können auch die Bulgaren und Griechen nicht damit einverstanden sein. 
wenn Serbien sich an der Adria festsetzt, denn dies würde das Gleichgewich: 
auf dem Balkan erheblich stören. 
êA. Juni. Skutari wird von Montenegro besetzt. 
10. Nov. Essad Pascha verhängt über ganz Albanien den 
Kriegszustand. 
Mitte Nov. Österreichische Offiziere sind in Albanien ein- 
getroffen und werben ein Söldnerheer an, das gegen Serbien und 
Montenegro verwandt werden soll.
	        
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