Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Vereinigie Slanten von NUordameriks und Kauada. (April 21.—Mai 6.) 1263 
21. April. Wilson über die amerikanische Neutralität. 
In einer Rede bei einem Mahle der „Associated Preß“ erklärt Präsi- 
dent Wilson, die Neutralität der Vereinigten Staaten sei nicht dem klein- 
lichen Wunsche zuzuschreiben, Schwierigkeiten auszuweichen. Die Vereinigten 
Staaten hätten dadurch vielmehr den Ruf erlangt, eine Nation mit Selbst- 
beherrschung zu sein. Eine solche Nation müsse bei der Regelung der An- 
gelegenheiten der Welt nach dem Kriege eine wichtige Rolle spielen. Die 
Vereinigten Staaten wünschten keinen Fuß fremden Territoriums, sie seien 
deshalb frei, anderen Nationen zu dienen. Alle Amerikaner sollten als Motto 
haben: Ame#rica first. Die Freundschaftsprobe bestehe nicht in der Sym- 
pathie mit der einen oder anderen kriegführenden Partei, sondern in der 
Vorbereitung der Hilfe für beide, wenn der Krieg vorüber sei. 
22. April. Die Regierung läßt dem deutschen Botschafter Grafen 
Bernstorff die Antwort auf seine Note vom 4. April über die amerika- 
nischen Waffenlieferungen zugehen. 
S. den Wortlaut Anhang zu „Verein. Staaten von Nordamerika“ S. 1310. 
22. April. Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff erläßt in 
den Blättern folgende Warnung, englische Schiffe zur Reise nach 
Europa zu benützen. 
„Reisende, die sich zu einer Fahrt über den Ozean einschiffen wollen, 
werden daran erinnert, daß zwischen Deutschland und England und seinen 
Verbündeten Kriegszustand besteht; daß die Kriegszone die den britischen 
Inseln benachbarten Gewässer umfaßt; daß gemäß der von der deutschen 
Regierung ergangenen amtlichen Mitteilung Schiffe, welche die englische 
Flagge oder die Flagge eines mit England Verbündeten führen, in diesen 
Gewässern der Zerstörung unterliegen; daß Reisende, die in der Kriegs- 
zone auf englischen oder verbündeten Schiffen fahren, dies auf ihre eigene 
Gefahr tun. Kaiserlich Deutsche Botschaft, Washington, April 22.“ 
W. April. Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Berlin, 
James W. Gerard, der die Gefangenenlager Deutschlands bereist 
hat, erklärt gegenüber den Anklagen, die in England gegen die Be- 
handlung der englischen Gefangenen in Deutschland erhoben werden, 
das Schicksal der Kriegsgefangenen sei, wenn auch kein beneidens- 
wertes, so doch ein den Umständen gemäß vollkommen erträgliches. 
S. den Wortlaut Beck'sche Chronik des Deutschen Krieges Bd.IV S. 474 f 
1. Mai. Wilson erklärt sich bereit, als Unparteiischer in dem 
Schiedsgerichtsvertrage zwischen den Niederlanden und China zu wirken. 
6. Mai. Die Regierung richtet an Deutschland eine Note, in 
der die Auffassung der deutschen Regierung, daß die Festsetzung des 
Schadenersatzes für angehaltene oder in Grund gebohrte amerikanische 
Schiffe dem deutschen Prisengericht zustehe, bestritten wird. 
Die Schadenersatzvergütung ist nach Auffassung der Washingtoner Re- 
gierung durch diplomatische Beratung festzustellen. 
6. Mai. Zu den chinesisch-japanischen Verhandlungen. 
Staatssekretär Bryan erläßt eine Erklärung, worin wiederholt wird, 
daß die Vereinigten Staaten an der Politik der offenen Tür und der Er- 
Europäischer Geschichtskalender. LVI. 80
	        
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