Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Vereinigte Staaten von Noerdamerihke und Kausd#. (September 8. 10.) 1273 
#wischen dem deutschen Botschafter Grafen Bernstorff und dem 
Staatssekretär Lansing wegen Beilegung des Lusitaniafalls 
statt (s. Deutsches Reich S. 452, sowie Anhang zu „Vereinigte 
Staaten“ S. 1328 f.). 
8. Sept. (Chicago.) Der Friedenskongreß beschließt eine Re- 
solution, worin die Freiheit der Meere für alle Völker verlangt, jedoch 
von der Forderung des Waffenausfuhrverbots Abstand genommen ist. 
Bryan lobte in seiner Rede die friedliche Politik Wilsons und sprach 
die Meinung aus, daß die maßvolle Entschließung des Kongresses der 
Friedensbewegung in Amerika einen starken Anstoß geben werde, da man 
dem Kongreß keine Parteilichkeit gegenüber irgendeinem der Kriegführenden 
vorwerfen könne. 
8. Sept. Anschuldigungen gegen den österreichisch-ungarischen 
Botschafter Dr. Dumba. 
Nach einer Meldung des Reuterbüro aus Lenox (Massachusetts) soll 
der österreichisch-ungarische Botschafter Dr. Dumba zugegeben haben, daß 
er dem amerikanischen Kriegskorrespondenten Archibald, der unlängst auf 
der Fahrt nach Rotterdam in England angehalten wurde (s. oben S. 678), 
ein Schreiben für Baron Burian mitgegeben habe, in dem er einige Maß- 
regeln angab, wie die Erzeugung der Munition in Amerika aufgehalten werden 
könne. Dumba betonte, er habe das Recht, die österreichisch-ungarischen Ar- 
beiter in den Stahlfabriken zum Ausstand zu bewegen. Er habe die Absicht 
gehabt, am Montag nach Washington zu reisen, um Lansing seine Lage aus- 
einanderzusetzen. Der Botschafter fügte hinzu, daß Tausende von Oester- 
reichern und Ungarn in den Stahlfabriken arbeiten und dadurch ein Ver- 
brechen gegen ihr Vaterland begehen, für das sie mit Zuchthaus bestraft 
würden, wenn sie zurückkehrten. Es sei seine Pflicht gewesen, die Leute 
von dieser Arbeit abzuhalten. Die einzige Möglichkeit habe darin bestanden, 
daß er die Leute zum Ausstand veranlaßte. 
10. Sept. Staatssekretär Lansing richtete im Auftrag der ameri- 
kanischen Regierung in der Angelegenheit des Botschafters Dr. Dumba 
an die österreichisch-ungarische Regierung folgende Note: 
Botschafter Dumba gab zu, daß er seiner Regierung Vorschläge machte, 
um in den amerikanischen Fabriken, in denen Munition hergestellt wird, 
Ausstände zu verursachen. Dies entnahm die Regierung der Vereinigten 
Staaten aus der Abschrift eines Briefes des Botschafters an seine Regie- 
rung. Der Ueberbringer war ein amerikanischer Bürger (der Journalist 
Archibald), der unter dem Schutze eines amerikanischen Passes reiste. Der 
Botschafter gab zu, daß er sich Archibalds bediente, um seiner Regierung 
amtliche Berichte zu übersenden. Da er die Absicht, eine Verschwörung zu 
schmieden, um die gesetzmäßigen Industrien des amerikanischen Volkes zu 
hindern und seinen gesetzlichen Handel zu stören, zugab, und da die Ver- 
wendung eines amerikanischen Bürgers, der durch einen amerikanischen 
Paß geschützt ist, als geheimen Ueberbringers amtlicher Berichte durch die 
feindlichen Linien nach Oesterreich Ungarn eine offene Verletzung der diplo- 
matischen Gebräuche darstellt, beauftragt mich der Präsident, Eurer Ex- 
zellenz mitzuteilen, daß Botschafter Dumba der Regierung der Vereinigten 
Staaten nicht länger als Botschafter der K. und K. Regierung in Washington 
angenehm sei. In der Ueberzeugung, daß die K. und K. Regierung ein-
	        
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