Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Gresbriiannien. (Mai 8. - 12.) 76: 
2. Klasse: 521 Engländer, 65 Amerikaner, 3 Russen, 1 Belgier, 3 Hol- 
länder, 5 Franzosen, 1 Italiener und 2 Personen unbekannter Nationalität;: 
3. Klasse: 204 Engländer, 39 Iren, 13 Schotten, 59 Russen, 17 Ameri- 
kaner, 21 Perser, 3 Griechen, 1 Finne, 4 Norweger und 1 Mexikaner. 
Nach cinem Telegramm aus Kopenhagen vom 11. Mai gibt der 
Generalagent der Cunard-Linie die Gesamtzahl der Geretteten von 
der „Lusitania“ auf 764 an, und zwar 462 Passagiere und 362 Angehörige 
der Besatzung. Weitere 144 Leichen wurden gefunden, von denen 87 iden- 
tifiziert wurden, und zwar 65 Passagiere und 22 Mann von der Be- 
satzung; bei 57 konnte die Identität nicht festgestellt werden. Verwundet 
wurden 30 Passagiere und 17 Mann der Besatzung. Insgesamt sind gegen 
1500 Personen mit der „Lusitania“ ertrunken, darunter nach einer Reuter- 
meldung vom 13. Mai 139 Amerikaner. An Bord waren nach der gleichen 
Meldung 218 Amerikaner, so daß 30 Mann der Besatzung Amerikaner waren. 
8.—12. Mai. Ausschreitungen gegen Deutsche. 
Aus Liverpool kommt die Nachricht, daß alsbald nach dem Be- 
kanntwerden der Torpedierung der „Lusitania“ Plünderungen von Kauf- 
läden und Magazinen stattgefunden haben. 
Am 12. Mai fanden auch an zahlreichen Stellen im Osten und Nordosten 
von London Ausschreitungen gegen Deutsche statt. Dem „Nieuwe Rotterdam- 
schen Courant"“ wird darüber berichtet: Die Läden deutscher Barbiere, Schlächter 
und Bäcker wurden zerstört und geplündert. Die Menge war so zahlreich, daß 
die Polizei, die bereits seit gestern mehrere Verwundete zählte, nicht viel 
ausrichten konnte. Abends erneuerten sich die Tumulte im Osten von 
London. 300 Männer und Frauen zogen durch die Straße unter dem 
Rufe: Fort mit den Deutschen! 20 Personen wurden festgenommen. Auch 
in Southend, das kürzlich von Zeppelinen heimgesucht worden war, ist es 
zu ähnlichen Szenen gekommen. Reuter meldet am gleichen Tage: In 
Teilen Großbritanniens und Irlands nehmen die deutsch-feindlichen Kund- 
gebungen stündlich an Heftigkeit zu. Der von dem Pöbel in Liverpool an- 
gerichtete Schaden wird auf 800000 Mark geschätzt. 
"11. Mai. (Unterhaus.) Anfrage, ob Deutschlands angebliche 
Ubertretungen der Haager Konvention zur Kenntnis der Unter- 
zeichner gebracht worden seien. 
Asquith erwidert, Deutschland habe den Krieg mit einem flagranten 
Vertragsbruch begonnen und setze ihn mit zunehmender Mißachtung der 
Uebereinkünfte fort. Diese Tatsachen seien allgemein bekannt. Er vertraue, 
daß die neutralen Regierungen immer mehr begreifen werden, daß die Er- 
eignisse dieses Krieges die ganze zivilisierte Welt und die Zukunft der 
Menschheit berührten. 
12. Mai. (Unterhaus.) Anfragen über den Untergang der 
„Lusitania“. Internierung der feindlichen Fremden. 
Lord Charles Beresford fragt: Kann der Premierminister weitere 
Einzelheiten über den Verlust der „Lusitania“ angeben: Mit welcher 
Schnelligkeit sie fuhr, ob sie über Old Head of Kinsale fahren wollte oder 
nicht; ob Old Head regelmäßig beim Ein= und Auslaufen von Schiffen 
passiert wird, ob dort kein Patrouillendienst stattgefunden hat, und welches 
das nächste Patrouillenschiff war; ob der Premierminister dem Hause ver- 
sichern könne, daß alle solche Punkte, an denen ein- und ausgehende Schiffe 
vorbeizukommen pflegen, jetzt entsprechend überwacht werden; ob die Ad-
	        
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