766 Grehbritannien. (Mai 13.—19.)
Bayern, alle englischen Gefangenen zu erschießen, erwidert der Staats-
sekretär für Indien Lord Crewe: Eine andere Bestätigung der Nachricht
fehlt, aber es liegt kein Grund vor, die Authentizitäl und Richtigkeit der
Erklärungen zu bezweifeln.
13. Mai. Die Regierung veröffentlicht den Bericht der am
15. Dezember zur Untersuchung der angeblichen „deutschen Greuel-
taten“ unter dem Vorsitz des Lord Bryce niedergesetzten Kommission.
Der Bericht enthält die Aussagen von 1200 anonymen Zeugen.
Vgl. die Erwiderung der „Nordd. Allg. Zig.“ vom 19. Mai und 25. Juli.
oben S. 187 und 304, und die Beck sche Chronik des Deutschen Kriegs
Bd. V S. 174 f.
14. Mai. (Oberhaus.) Lord Großkanzler Haldane spricht
sich über die Rekrutierungsfrage aus:
Wir kämpfen um das Leben. Unter gewöhnlichen Umständen und in
Friedenszeiten würden wir vom Freiwilligensystem nur ungern abgehen,
aber wir werden angesichts der gewaltigen Notwendigkeit, mit der das
Land zu rechnen hat, vielleicht den jetzigen Zustand einer Revision unter-
ziehen müssen. Vorläufig stehen wir noch nicht vor dieser Frage, es kann
aber, wie gesagt, dazu kommen. Augenblicklich haben wir die Hände voll
Material, das uns zur Verfügung steht und das prächtiges Material ist.
14. Mai. Neue Ausschreitungen in London und anderwärts
gegen Deutsche.
Im einzelnen wird mitgeteilt: In Ostlondon wurden Deutsche von
der heulenden Menge durch die Straßen verfolgt und mit Steinen beworfen.
Die Verfolgung ging in einigen Fällen mehrere englische Meilen weit.
Wieder beteiligten sich viele Frauen. Mehrere hundert Frauen und Männer
wurden den Polizeigerichten vorgeführt. Auch in mehreren Orten von
Essex fanden Ausschreitungen statt. Auch in Manchester und Birkenhead
fanden Plünderungen statt.
15. Mai. Zahlreiche Deutsche und Osterreicher im Alter von
16 55 Jahren sind in London heute festgenommen worden und
sollen interniert werden. Die Naturalisierten sollen vorläufig auf
freiem Fuß bleiben.
19. Mai. Infolge eines Konfliktes mit Winston Churchill ist
der Erste Seelord der Admiralität Fisher zurückgetreten.
Fisher hat den letzten Sitzungen der Admiralität nicht mehr beigewohnt,
und wie die „Times"“ ausführt, hat der erste Lord der Admiralität Winston
Churchill beschuldigt, daß er sich über den Rat der höchsten Marinebeamten
hinwegsetzte, wodurch im gegebenen Augenblick die Sicherheit des Staates
in Gefahr gebracht werden könne. Die „Times"“" nimmt diesen Konflikt zum
Anlaß, Winston Churchill mit den größten Beschuldigungen zu überhäufen.
19. Mai. (Unterhaus.) Anfragen über den Untergang der Lufi-
tania, die deutschfeindlichen Ausschreitungen und die Schiffsverluste.
Unterstaatssekretär Mac Namara lehnt es ab, die an Churchill ge-
richtete Frage zu beantworten, ob bei dem Untergang der „Lusitania"“
verschiedene Kriegsschiffe, die sich in Queenstown und Milford Haven be-
funden hätten, zur Stelle sein konnten.