Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

1360 Ifrika. (September 19.—November 20.) 
Es werden Gefängnisstrafen von 9 Monaten bis 3 Jahren, Geld- 
bußen von 50 bis 150 Pfund ausgesprochen. Der sog. Prophet van Rends- 
burg, der im westlichen Transvaal großen Einfluß besaß, erhielt 18 Monate. 
19. Sept. (Südafrika.) Der Kongreß, der in Middelburg ab- 
gehalten wird, führt zu einer Reform der nationalen Partei 
im Kaplande. 
Leiter der Partei ist Malan, Redakteur des „De Burger“, nachdem 
Professor Fremantle zurückgetreten ist, weil er englischer Abstammung ist. 
22. Sept. (Angola.) Nachdem das Cuamato= und Evale-Gebiet 
besetzt, die Cuanhamo niedergeworfen und die N'Giva-Werft ein- 
genommen worden sind, ist der Feldzug in Südangola beendet. 
24. Sept. (Mozambique.) Die Regierung beschließt, eine 
Expedition von 1600 Fußsoldaten, 400 Reitern, einer Artillerie- 
abteilung und einer Maschinengewehrabteilung von Angola nach 
Mozambique zu senden. 
25. Sept. (Südafrika.) Der zu den Friedensfreunden zählende 
Teil der Arbeiterpartei beschließt, sich von der Arbeiterpartei zu 
trennen und einen eigenen Sozialistenbund zu bilden. 
14. Okt. (Französisch-Westafrika.) Senegalschützenkorps. 
Um der Rekrutierung einen größeren Umfang zu geben, setzt ein Er- 
laß fest, daß es allen Eingeborenen von über 18 Jahren gestattet sein soll. 
sich für die Dauer des Krieges als Freiwillige zum Senegalschützenkoros 
zu melden. Die Eingeborenen werden außerhalb des Gebietes von West- 
afrika dienen. Die Stellung als Freiwilliger gibt das Anrecht auf eine 
Prämie von 200 Franken. Den Familien der gefallenen Senegalschützen 
wird eine jährliche Entschädigung ausbezahlt. 
25. Okt. (Südafrika.) Das Ergebnis der Wahlen. 
Botha führt mit 54 Stimmen, die Unionisten erhielten 40, die Partei 
Hertzogs 27, Unabhängige 5, Arbeiter 4, zusammen 130 Stimmen. Die 
Unabhängigen gehen mit Botha, welcher somit über 59 oder über 19 
Stimmen mehr verfügt als die nächst stärkere Partei. Ueber den Zu- 
sammensturz der Arbeiterpartei urteilen „Daily News"“, daß er unerwartet 
gekommen sei. 
Die „Times“ schreibt über das Wahlergebnis: Die Gefahr, daß 
britische Reichsinteressen in der Union von Südafrika zu leiden haben 
würden, ist beseitigt. Hertzog hätte die Gelegenheit gehabt, die Regierung 
zu stürzen, falls es ihm gelungen wäre, eine starke Arbeiterpartei der seinen 
anzureihen. Botha sei jetzt abkömmlich, um zu einer Konferenz nach London 
zu kommen, Bonar Law müsse auch die Minister von Australien und Neu- 
Seeland auffordern und damit den auffallenden Mangel in der Organi- 
sation der britischen Hilfsquellen gutmachen. 
20. Nov. (Südafrika.) Das Parlament der südafrikanischen 
Republik wird eröffnet. 
Der Generalgouverneur läßt in der Eröffnungsrede durchblicken, daß 
Aussicht auf Begnadigung der Rebellen bestehe, sobald alle Einzelprozesse 
erledigt seien. General Hertzog teilt mit, daß er beantragen werde, Dewet 
auf freien Fuß zu setzen und eine allgemeine Amnestie zu erlassen.
	        
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