770 Großbritannien. (Mai 28.—Juni 4.)
Es ist dies bereits der zweite bekannt gewordene Fall dieser Art (s. unterm
13. April!. Siehe das Nähere Beck'sche Chronik des Deutschen Krieges Bd. V.
S. 289. Auch der Untergang des deutschen U. Bootes 29, dessen Führer
Kapitänleutnant Weddigen war (s. oben S. 158), wird auf ein solches hinter-
listiges Rammen durch ein englisches Handelsschiff zurückgeführt.
28. Mai. Neue schwere Verluste der englischen Kriegsmarinc.
Laut amtlicher Meldung vom 28. Mai ist der Hilfskreuzer „Prinzeß
Irene“ infolge eines unglücklichen Zufalls bei Sheerneß in die Luft ge-
flogen und nur ein Mann der Besatzung gerettet worden. — Laut Mel-
dung des türkischen Tagesberichts wurde am 25. Mai das englische Schlacht-
schif „Triumph“ in der Bucht von Saros von einem deutschen U-Boot
torpediert; am gleichen Tag ist auch noch ein englisches Schlachtschiff vom
Typ „Agamemnon“ in der Bucht von Kephalos auf Imbros gesunken.
Endlich ist am 27. Mai bei Sedil Bahr das englische Linienschiff „Majest ic“
in den Grund gebohrt werden.
W.. Mai. Depeschenwechsel zwischen Asquith und Salandra
(s. Italien). 4%
1. Juni. Sir Edward Grey gibt auf Rat der Arzte die
Arbeit für kurze Zeit auf, um seinen Augen Ruhe zu gönnen.
Lord Crewe übernimmt die Angelegenheiten der äußeren Politik, Lord
Lansdowne wird ihm, wenn nötig, beistehen.
1. Juni. Lord Robert Cecil wird zum Unterstaatssekretär im
Auswärtigen Amt ernannt, der Arbeiterparteiler Brace zum Unter-
staatssekretär im Ministerium des Innern, Addison zum Unter-
staatssekretär des Ministeriums für Munition.
3. Juni. Die Regierung fordert die japanische Regierung zu
gemeinsamen Schritten auf, den Handel Deutschlands und Csterreich-
Ungarns aus China zu verdrängen.
4. Juni. Das neue Kabinett vor dem Unterhaus. An-
nahme der Bill betr. die Wiederwahl der neuen Minister. Ankündigung
eines Gesetzes über Errichtung eines Munitionsministeriume.
Der unabhängige irische Nationalist O Brien wünscht Gelegenheit
zur Debatte über den Rücktritt des Homerule-Ministeriums.
Der Unionist Pease sagte über seinen Rücktritt vom Amte: Ich erhielt
am vorigen Montag ein Rundschreiben, in welchem der Ministerpräsident
die Kabinettsmitglieder aufforderte, ihm ihr Portefeuille zur Verfügung zu
stellen, weil er es im nationalen Interesse für notwendig erachte, Mitglieder
anderer Parteien in das Kabinett aufzunehmen. Pease sagte, er sei über die
Gründe eines solch ungewöhnlichen Vorgehens nicht unterrichtet, aber es sei
jetzt nicht der Augenblick für eine Kritik. Die Koalitionsregierung habe volles
Vertrauen zu Asquith. Er habe das Opfer seines Rücktritts im Hinblick auf
den Kampf mit einem wunderbar organisierten Feinde gerne gebracht.
Sir John Simon, der Staatssekretär des Innern, brachte eine Bill
ein, welche die Notwendigkeit der Wiederwahl der neuen Minister mit
Gültigkeit vom 1. Juni bis zur Auflösung des Parlaments nach dem Ende
des Krieges aufhebt.
Holt klib.) sagte, es sei eigentümlich, daß die Notwendigkeit der Bill
entdeckt wurde, da beide Frontbänke einig seien. Die allererste Maßregel,