JInhens: Viplematischr Enthüllmzen. 1405
Belgien und Nordfrankreich fördern zusammen über 40000000 Tonnen.
Heute schon ist, wie das zum 15. Mai erlassene englische Kohlen-
ausfuhrverbot auch wieder zeigt, die Kohle eines der ausschlaggebenden
politischen Einflußmittel. Die industriellen neutralen Staaten müssen der
Kriegspartei zu Willen sein, die die Kohlenversorgung gewährleisten kann.
Wir können das zurzeit nicht genügend und sind heute schon gezwungen,
auf die belgische Kohlenproduktion zurückzugreifen, um unsere neutralen
Nachbarn nicht ganz in die Abhängigkeit von England geraten zu lassen.
Es ist durchaus wahrscheinlich, daß die zielbewußte Hebung der belgischen
Kohlenproduktion schon in diesem Kriege für die Aufrechterhaltung der
Neutralität verschiedener Nachbarstaaten die größte Bedeutung erlangen wird.
Daß die verkoksbare bezw. vergasbare Kohle zugleich die Trägerin der
Grundlagen unserer wichtigsten Sprengstoffe ist, darf als bekannt voraus-
gesetzt werden, ebenso die Bedeutung der Kohle für die Ammoniakgewinnung.
Im Benzol bietet sie aber außerdem den einzigen Ersatz für das uns
sehlende Benzin, und endlich liesert der Teer sowohl die für die Marine
unentbehrlichen Marineheizöle als auch im Anthrazenöl den bisher brauch-
barsten Inlandersatz für Schmierzwecke und im Naphthalin voraussichtlich
den Grundstoff für künstliches Petroleum.
Es sei dabei darauf hingewiesen, daß eine zeitgemäße Ausgestaltung
der Torpedoboots- und Unterseebootswaffe ohne reichliche flüssige Brenn-
stoffe ausgeschlossen erscheint. Der Verlauf dieses Krieges hat die Ueber-
legenheit der Oelfeuerung über die reine Kohlenfeuerung bei Torpedoobooten
derartig gezeigt, daß es unverzeihlicher Leichtsinn wäre, nicht für die Zukunft
alle Folgerungen zu ziehen.
Wenn unsere feindlichen Nachbarn sich die Oelquellen sichern, muß
Deutschland sorgen, daß es die nötigen Gas= und Fettkohlen sich sichert,
und muß diese im Frieden zu unerschöpflichen Quellen von Oel, Benzol, Toluol,
Ammoniak, Naphthalin ausbauen, nicht etwa nur zur Vermehrung des Wohl-
standes im Frieden, sondern zur unentbehrlichen Kriegsrüstung.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Fiele, die in Aussicht
genommen sind, um unseren dauernden Wirtschaftsbestand zu sichern, zu-
gleich auch die Ziele sind, die uns unsere militärische Kraft und damit
unsere politische Unabhängigkeit und Macht verbürgen, ganz abgesehen davon,
daß sie durch die Erweiterung unserer wirtschaftlichen Betätigungsmöglichkeit
die Arbeitsgelegenheit vermehren und sichern und damit dem Vorteil auch
der gesamten Arbeiterschaft dienen.
Bund der Landwirte für den engeren Vorstand: Dr. Roesicke — Deutscher
Bauernbund für den Vorstand: Wachhorst de Wente — Vorort der christ-
lichen deutschen Bauernvereine zurzeit Westfälischer Bauernverein: Frei-
herr von Twickel — Zentralverband Deutscher Industrieller: Rötger —
Bund der Industriellen: Friedrichs — Reichsdeutscher Mittelstandsverband:
Eberle.
3 Veröffentlicht in den „Alldeutschen Blättern“ vom 23. Dezember 1916
(Nr. 52).