168 Die F#errrichisch-m#garische Menarchie. (August 29.—30.)
und mit der größten Geduld alles getan haben, um zu bewirken, daß das
Zusammentreffen der Sozialisten aller Länder ermöglicht und dem Frieden
der Weg bereitet werde, die wir uns sorgfältig gehütet haben, irgend etwas
zu tun, was diese so bedenklich langsame Entwicklung stören könnte, müssen
euch jetzt um so dringender bitten, noch einmal alles dranzusetzen, um ein
definitives Datum für unsere Konferenz, und zwar für einen möglichst
nahen Termin, festzusetzen und sodann unverrückbar festzuhalten. Es war
uns in diesen auch innerpolitisch so kritischen Zeiten nicht leicht, uns auf
die wechselnden Termine einzurichten; wir haben auch große Schwierig-
keiten bei unserer Parteiarbeit und der Erfüllung unserer parlamentarischen.
Pflichten überwinden müssen, haben Parteitage und ähnliche Veranstaltungen
wiederholt verschoben und es des großen Zweckes halber gern getan. Aber
wenn wir die Einberufer der Stockholmer Konferenz, die sich ein so großes
Verdienst um die Internationale erworben haben, dringend ersuchen, nun-
mehr auch auf diejenigen Parteien Rücksicht zu nehmen, die vom Anfang
an Stockholm gewollt und gewünscht haben, so geschieht es nicht nur, um
die uns erwachsenden technischen Schwierigkeiten künftig zu vermindern,
sondern weil wir der Ueberzeugung sind, daß die wiederholte, wenn auch
noch so begründete und unvermeidlich gewesene Verschiebung des Konferenz-
termins den heiligen Zweck unseres Unternehmens aufs schwerste schädigt.
Millionen von Proletariern, Millionen von leidenden Menschen warten
sehnsüchtig und mit vertrauensvoller Hoffnung auf die Zusammenkunft und
das Zusammenwirken des sozialistischen Proletariats für den Frieden.
Diese Hoffnungen werden enttäuscht, diese Begeisterung muß dem Zweifel
und der Gleichgültigkeit Platz machen, wenn sich die Massen einer immer
wiederkehrenden Verschiebung gegenübersehen. Die sozialistische Internationale
war nicht imstande, den Krieg zu verhindern; das ist ihr Schicksal, nicht
ihre Schuld. Und wenn Schuld besteht, ist es heute nicht an der Zeit, über
ihr Ausmaß und den Anteil jedes einzelnen Landes an dieser Schuld zu
rechten. Aber wie dem auch sein möge, es ist doppelt und hundertfach die
Pflicht jedes Sozialisten und jeder sozialistischen Partei, alles zu tun, um
dem Kriege ein Ende zu machen, und mit Aufsgebot aller Kraft und aller
Selbstverleugnung den Frieden zu fördern, der dem Entsetzen ein Ende
macht, daß die Völker bis an den Hals im Blute waten. Wir setzen voraus,
daß diese Gesinnung unsere Genossen in allen Ländern beseelt und daß trotz
alledem auch in jenen Ländern, die am schwersten für die Beteiligung an
der Konferenz zu gewinnen waren, die Massen die gemeinsame Arbeit für
den Frieden wollen und daß ihre verantwortlichen Vertrauensmänner, sich
ihrer höchsten und dringendsten sozialistischen Pflicht bewußt, dieses Ziel
über alle Bedenken siegen lassen werden. Wir appellieren daher an euch
sowie an die russischen Genossen, die als Mitveranstalter die Konferenz in
so zielbewußter und kluger Weise gefördert haben, daß ihr vereint in euren
Bemühungen nicht nur fortfahrt, sondern sie endlich zu einem definitiven
Abschluß führt. Weitere Ungewißheit würde zu unserem größten Leidwesen
und sehr zum Schaden der großen proletarischen Sache und des Friedens unser
Werk nicht nur im Bewußtsein der Welt zurückdrängen, sondern einen Erfolg
ernstlich gefährden. In der Ueberzeugung, daß ihr diesen unseren Appell
würdigen werdet als eingegeben von rein sachlichen, aus unserer internationalen
sozialistischen Ueberzeugung fließenden Beweggründen und von dem festen
Vertrauen in eure so oft bewiesene Klugheit, Umsicht und Energie, zeichnen
wir mit sozialistischem Gruß: Für die Soz. Deutschlands: Fritz Ebert,
Philipp Scheidemann. Für die deutsche soz. Arbeiterpartei in Oesterreich:
Ferdinand Skaret, Viktor Adler. Für die soz. Partei Ungarns: Desider
Bokäny, Dr. Sigmund Kunfy. Für die tschech. soz. Arbeiterpartei in Oester-