200 Bie Ferreichischanzerische Menerchie. (November 3.—9.)
der unvergleichliche Widerstand Meiner Isonzoarmeen geschaffen und ge-
wahrt hat — jener entscheidende Schlag vorbereitet werden, der zur zwölften
Schlacht führte. Innigst gedenke Ich in den Tagen der Befreiung Meiner
Küstenlande all der glänzenden Leistungen, die seit Pfingsten 1915 von
Führern und Truppen gegen Italien verbracht worden sind. Treueste Er-
innerung widme Ich für immer jenen ungezählten Helden, die den Sieg
um den Preis ihres Lebens erkaufen mußten. Dem Allmächtigen sei Dank:
das Blut dieser Braven ist nicht vergebens geflossen. Meine und Meiner
treuen Verbündeten Streitkräfte stehen tief in Feindesland. An den Wacht-
feuern in Friaul leben für Meine Wehrmacht stolze Erinnerungen wieder
auf, Erinnerungen an längst vergangene Ruhmesepochen in denen die sol-
dalische Jugend Meines unvergeßlichen Großoheims, des Kaisers und
Königs Franz Joseph, wurzelt und die von den Namen Meiner Altvorderen
Karl und Albrecht und vom Andenken Radetzkys nie und nimmer zu trennen
sind. Der Geist dieser Großen, der in Meiner Wehrmacht für alle Zeiten
fortlebt, möge uns auf der Bahn des Erfolges weiterleiten, auf der allein
Meine Völker den von aller Welt ersehnten Frieden gewinnen können.
Gott mit uns!
Baden bei Wien, am 2. Nov. 1917. Karl m. p.
3. Nov. Kaiser Karl verfügt die Einberufung der Delegationen
auf den 3. Dez.
4. Nov. Kaiser Karl erläßt folgenden Armee= und Flottenbefehl:
Aus längst vergangenen Zeiten hat Meine bewaffnete Macht den
Zweikampf übernommen und ihn als eine traditionelle Einrichtung bei-
behalten. Das Festhalten an alten Ueberlieferungen kann aber nicht dazu
führen, daß wider bessere Ueberzeugung, wider göttliches Gebot und wider
das Gesetz die Austragung von Ehrenkränkungen auch fernerhin der Ge-
schicklichkeit im Waffengebrauch überantwortet und dadurch dem blinden
Zufall überlassen wird. In einer Zeit, in der jedes Einzelnen Leben dem
Vaterlande, der Allgemeinheit, gewidmet sein muß, dürfen Ehrenkränkungen
nicht mehr im Kampfe mit den Waffen ausgetragen werden. Wer sein
Leben im Zweikampf auf das Spiel setzt, handelt nicht allein gegen Gebot
und Gesetz, er handelt auch gegen sein Vaterland, das auf die ungeschwächte
Kraft jedes Mannes jetzt zur Verteidigung seiner Grenzen, dann zum Wieder-
aufbau und zum Fortschritte zählt. Das altbewährte Pflichtgefühl und das
sichere Urteil der militärischen Ehrenräte geben Mir eine Bürgschaft dafür,
daß sich ihrem Ausspruche jeder wahrhaft ritterlich denkende Mann frei-
willig unterwirft und daß durch ihre Entscheidung Ehrenangelegenheiten in
Hinkunft auch ohne Zweikampf nach Ehr und Gewissen ausgetragen werden
können. Ich verbiete daher allen Angehörigen Meiner bewaffneten Macht
den Zweikampf und jedwede Teilnahme an einem Zweikampf.
Im Felde am 4. Nov. 1917. Karl m. p.
5. Nov. Kaiser Karl überschreitet bei Codroipo den Tagliamento.
5.—7. Nov. Graf Czernin in Berlin. (S. Tl. 1 S. 960.)
9. Nov. (Österr. Abgeordnetenhaus.) Polnische Frage.
Veranlaßt durch die Blättermeldungen über die Ergebnisse der Be-
sprechungen des Grafen Czernin in Berlin (s. Tl. 1 S. 960) werden von
den Ruth., den Südsflaw., den Tschechen, den deutsch. Soz., den ruth. Soz.,
den Rum. und den Deutsch.-Freih. dringliche Anfragen über die pol-
nische Frage eingebracht.