Grofbritennien. (Januar 14.) 251
das engl. Volk, obwohl es den Wunsch des Präsidenten nach Frieden voll-
auf teilt, nicht glauben, daß der Frieden dauerhaft sein kann, wenn er
nicht auf den Erfolg der Sache der Alliierten gegründet ist. Denn ein
dauerhafter Frieden kann kaum erwartet werden, wenn nicht drei Be-
dingungen erfüllt sind: Erstens, daß die bestehenden Ursachen internationaler
Beunruhigung so weit wie möglich entfernt und abgeschwächt werden
sollten. Zweitens, daß die Angriffslust und die bedenkenlosen Methoden
der Mittelmächte bei ihren eigenen Völkern in Mißkredit geraten. Drittens,
daß hinter alle vertragsmäßigen Abkommen zur Verhütung oder zur Be-
grenzung von Feindseligkeiten irgendeine Form internationaler Sühne ge-
setzt werde, welche dem kühnsten Angreifer Einhalt gebietet. Diese Be-
dingungen mögen schwer zu erfüllen sein, aber wir glauben, daß sie im
allgemeinen im Einklang mit den Idealen des Präsidenten stehen, und wir
sind überzeugt, daß keine von ihnen selbst unvollkommen erfüllt werden
kann, wenn der Frieden nicht, wenigstens soweit Europa betroffen wird,
innerhalb der großen Grundlinien gesichert wird, die in der beigefügten
Note gezogen sind. Deshalb hat England gebracht, bringt noch und ist
bereit, noch weiterhin Opfer an Gut und Blut zu bringen, die ohnegleichen
in seiner Geschichte dastehen. Es trägt diese schweren Lasten nicht nur, um
so seine vertragsmäßigen Verpflichtungen zu erfüllen, auch nicht um einen
unfruchtbaren Triumph einer Gruppe von Nationen über die andere zu
sichern, es trägt sie, weil es fest glaubt, daß von dem Erfolge der Alliierten
die Aussicht auf eine friedliche Zivilisation und auf diejenigen inter-
nationalen Reformen abhängt, welche, wie die besten Denker der neuen
und der alten Welt zu hoffen wagen, der Beendigung des gegenwärtigen
Unheils folgen werden.
14. Jan. Antwort auf die deutsche Note vom 11. Jan.
„Reuter“ gibt bekannt, er sei von wohlunterrichteter Seite zu der Er-
klärung ermächtigt, daß folgendes als die englische Auffassung der
deutschen und österr.-ung. Note an die Neutralen vom 11. Jan.
(s. Tl. 1 S. 19 ff. und Tl. 2 S. 8 ff.) betrachtet werden kann: Die Deutschen
versuchen von neuem den Ententemächten die Verantwortung für den
Ausbruch des Krieges zuzuschreiben. Die Tatsachen sind zu bekannt, als
daß es nötig erscheint, mehr zu tun, als lediglich darauf hinzuweisen, daß
während der Krise des Jahres 1914 die Alliierten es waren, die eine
Konferenz vorgeschlagen haben, und daß Deutschland es war, das diesen
Vorschlag zurückgewiesen hat. Was Rußland betrifft, so hat der Zar den
Gedanken geäußert, sich an das Haager Schiedsgericht zu wenden, aber
Deutschland wollte hiervon nichts wissen. Der Vorschlag zu einer Konferenz
wurde am 26. Juli 1914 gemacht und von Deutschland am 27. Juli 1914
zurückgewiesen, während die allgemeine Mobilmachung in Rußland am 31.
anbefohlen wurde. Als der deutsche Staatssekretär den Gedanken an eine
Konferenz zurückweisen mußte, sagte er, wenn Rußland gegen Deutschland
mobilisiere, müsse Deutschland folgen. Wenn er also bei seiner Zurückweisung
der Konferenz auf die Möglichkeit einer russischen Mobilmachung hinwies,
kann der Grund für die Weigerung nicht in der Tatsache gewesen sein,
daß Rußland mobilisierte. Die Deutschen behaupten, die Vorschläge der
Alliierten für die Rechte der kleinen Nationen ermangelten der Aufrichtig-
keit. Man brauche nur an die Behandlung des irischen Volkes und der
Burenrepubliken, an die Unterwerfung Nordafrikas durch England, Frank-
reich und Italien, an die Unterdrückung der fremden Nationen in Ruß-
land und an die Griechenlands denken. Die Söhne Nord- und Südafrikas
zeigen auf den Schlachtfeldern in dem jetzigen Kriege, wie die Deutschen