Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

Grefbritannien. (März 5.—8.) 269 
lischen Wechselkurse aufrechtzuerhalten, habe sich seinerzeit die Ausgabe von 
6% igen Schatzkammerobligationen (Exchequerbonds) und 5 1/1% igen Schatz- 
wechseln als nötig erwiesen. Mit Rücksicht auf diesen Zinssatz sei ihm von 
vielen Sachverständigen nahegelegt worden, den Zinsfuß der neuen Kriegs- 
anleihe ebenfalls mit 6% zu bemessen, da sonst mit einem Fehlschlage zu 
rechnen sei. Er habe aber die Gefahr eines Fehlschlages für ein geringeres 
Uebel als einen ständigen Zinssatz für den britischen Kredit von 6% ge- 
alten. Von der englischen Anleihe des Jahres 1915 im Betrage von 
16 Mill. Pf. seien 200 Mill. Pf. von den Banken übernommen worden. 
Die Zahl der Zeichner bei der vorigen Anleihe habe 1300000 betragen, 
bei der jetzigen belaufe sie sich bei den Banken und Postämtern sowie für 
die Kriegssparzertifikate auf ungefähr 5 289000. Dieser Erfolg der Anleihe 
sei der Ausdruck des Willens des Volkes, den Krieg zu gewinnen, und 
ein Beweis für die finanzielle Kraft des Landes, den Krieg bis zum erfolg- 
reichen Ende durchzuführen. 
5. März. (Unterhaus.) Heeresetat. 
Er sieht 5 Mill. Mann für die Armee mit Ausschluß der in Indien 
dienenden Soldaten vor. Im Mittelpunkt der Debatte steht die Frage des 
Hceresersatzes. 
7. März. (Oberhaus.) Verlust des Prinzentitels. 
Es wird ein Gesetzentwurf eingebracht, wonach die Eigenschaft eines 
Peers oder Prinzen des Ver. Königreichs und die mit dieser Eigenschaft 
verknüpften Rechte verloren gehen, wenn der Träger des Titels die Waffen gegen 
den König oder dessen Verbündete geführt hat oder feindl. Staatsangehörigkeit 
oder Abkunft ist. Der Entwurf berührt die Eigentumsrechte nicht. Er richtet 
sich hauptsächlich gegen den Herzog von Koburg und den Herzog von 
Cumberland. 
7.—8. März. (Unterhaus.) Homerulegesetz. 
Zur Beratung steht ein Antrag der ir. Nationalistenpartei auf 
sofortige Einführung des Homerulegesetzes. Die Aussprache eröffnet 
T. P. O'Connor (ir. Nat.) mit der Forderung, das vor dem Krieg an- 
genommene Homerulegesetz endlich in Kraft zu setzen. Man müsse den Ver- 
bündeten deutlich bekunden, daß man zu ihnen hinsichtlich der Erfüllung 
der Forderung nach Selbstregierung für die kleinen Völker stehe und daher 
im eigenen Lande den Anfang mache. Der Eifer für den Krieg sei bei den 
Iren in den ersten Monaten ein außerordentlicher gewesen, die englische 
Regierung habe es jedoch mit ungewöhnlicher Dummheit fertig gebracht, 
das in das direkte Gegenteil umzukehren. Dies sei zuerst dadurch geschehen, 
daß man Katholiken nicht zu Offizieren machte, ferner dadurch, daß man 
in die Koalitionsregierung Männer wie Carson und Campbell aufnahm. 
Auf diese Weise sei ein Zustand hervorgerufen worden, im Vergleich zu 
dem der Osteraufstand als unbedeutend bezeichnet werden müsse. O'Connor 
wirft der Regierung vor, daß sie Irland gegenüber ebenso einen feierlichen 
Vertrag gebrochen habe, wie dies Belgien gegenüber geschehen sei; er spricht 
von dem perfiden England, das seit dem Vertrag von Limerick seinen Cha- 
rakter noch nicht geändert habe. Der Premierminister habe sich beeilt, ge- 
meinschaftlich mit Briand wegen der Befreiung Polens nach Petersburg zu 
telegraphieren. Wie sei es aber möglich, daß der Premierminister der Auto- 
nomie Polens zustimme und die Autonomie Irlands nicht billige. 
Redmond, Bruder des Nationalistenführers, der als Major an der 
Front gestanden hat, beschwört in ernsten Worten das Haus, gute Beziehungen 
zwischen England und Irland herzustellen. Er ersucht Carson, alles zu tun,
	        
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