288 Greßbritannien. (April 25. 27.)
stimmung mit den Bestimmungen der Haager Konvention befinden. Dieser
Gipfelpunkt der Roheit hat die Welt in eine Lage versetzt, die ohne Bei-
spiel in der zivilisierten Kriegführung ist. Sie kann weder durch irgend-
eine Verdrehung des internationalen Rechts gerechtfertigt werden, noch durch
die entschiedenste Betonung der Kriegsnotwendigkeit.
Das „WTB.“ bemerkt dazu halbamtlich u. a.: Die deutsche Regierung
hat am 29. Jan. 1917 eine Erklärung erlassen, wonach Lazarettschiffe im
Gebiet des engl. Kanals in Zukunft nicht mehr zugelassen werden. Nichts
zeigt die Berechtigung der deutschen Maßnahmen schlagender als die obige
engl. Veröffentlichung. Das angebliche Lazarettschiff „Lanfranc“ soll nach
der Befanntmachung der engl. Admiralität nicht mehr mit den Abzeichen
der Lazarettschiffe versehen gewesen sein und zwar angeblich wegen der
deutschen Erklärung. In Wirklichkeit aber war der deutschen Regierung
schon durch eine holländische Note vom 15. April d. J. mitgeteilt worden,
daß „Lanfranc“ zusammen mit fünf anderen Schiffen von der Liste der
Hospitalschiffe gestrichen sei: „Lanfranc“ war also am 17. April d. J. gar
kein Lazarettschiff mehr und hätte, selbst wenn es die Abzeichen noch ge-
führt hätte und die deutsche Erklärung vom 29. Jan. nicht gewesen wäre,
nicht mehr unter dem Schutz des Lazarettschiffsabkommens gestanden. Noch
eigenartiger aber berührt es, wenn man hört, daß am Tage nach dem
Untergang von „Lanfranc“ auf der Unfallstelle von einem deutschen U-Boote
Rettungsboote mit dem Namen „Lanfranc“" und den Abzeichen, welche nur
Lazarettschiffe und deren Boote führen dürfen, angetroffen worden sind!
Es steht also die Tatsache fest, daß ein Schiff, das nach der amtlichen Er-
klärung der britischen Regierung kein Lazarettschiff war, mit Booten ver-
sehen war, welche Lazarettschiffsabzeichen trugen! Ein überzeugenderer
Beweis für die britische Gewissenlosigkeit, die Lazarettschiffsabzcichen zu
mißbrauchen, dürfte wohl kaum erbracht werden.
25. April. (Unterhaus.) Förderung der Getreidcerzeugung.
Der Präsident des Landwirtschaftsamts Prothero führt zur Emp-
sehlung der Vorlage betr. Förderung der Getreideerzeugung aus, die natio-
nale Sicherheit verlange jetzt für alle Zeit eine Erhöhung der Inlands-
erzeugung von Brotgetreide. Solange England nicht in größerem Maße
von der ausländischen Erzeugung unabhängig sei, werde es sich immer in
einer schwachen und gefahrvollen Lage befinden. Wenn es aber 82 v. H.
des Durchschnittsverbrauches von Brotgetreide selbst erzeuge, werde es in
Zeiten der Not sicher sein, auszukommen. Wenn der Gesetzesvorlage ent-
sprechend die Anbaufläche des Ver. Königreichs um 8 Mill. Acres erhöht
und dadurch auf 27 Mill. gebracht würde, wäre die Nation alsdann frei
von dem Alpdrücken der Tauchbootgefahr. P. geht sodann auf die Einzel-
heiten der Vorlage ein, die die gedachte Vergrößerung der Anbaufläche
innerhalb 6 Jahren unter einer Regierungsgarantie von Kornmindestpreisen,
Festsetzung von Landarbeitermindestlöhnen (25 sh wöchentlich) bei Vermeh-
rung der Zahl der Landarbeiter um eine Viertelmillion vorsieht.
Die Vorlage wird schließlich im Prinzip gegen 27 Stimmen an-
genommen.
27. April. Lloyd George über Zukunftsaufgaben.
In der Londoner Guildhall hält Premierminister Lloyd George aus An-
laß seiner Ernennung zum Ehrenbürger der Londoner Altstadt eine Rede, in der
er sich eingehend mit der Lage des Landes beschäftigt, wobei er bemerkt: Die
Deutschen dachten, sie hätten uns untergekriegt, aber sie kannten die Rasse
nicht, mit der sie es zu tun hatten. Wenn unser altes Land in Schwierig-
keiten gerät, überwindet es sie auf irgendeine Art und Weise und wird sie