306 Grejjbritannien. (Juli 4.—13.)
4. Juli. Erneute Verschärfung der Nordseesperre.
Das niederländische Ministerium des Ausw. macht am 30. Juni be-
kannt: Nach einem Bericht des niederländ. Gesandten in London hat die
britische Regierung bestimmt, daß das gefährliche Gebiet in der Nordsee
vom 4. Juli an sämtliche Gewässer dieses Meeres mit Ausnahme der dän.
und niederländ. Gebietsgewässer umfassen wird, und zwar südlich und äöst-
lich von einer Linie gelegen, die drei Meilen von der Küste Jütlands auf
einer Breite beginnt, die vom 57. Gr. 8 Min. nördl. Breite ausgebend,
weiterhin nach folgenden Punkten verläuft: 1. einem Punkt, gelegen 57 Gr.
8 Min. nördl. Breite und 4 Gr. östl. Länge, 2. einem Punkt, gelegen 53 Gr.
nördl. Breite und 4 Gr. östl. Länge, und von da längs dem 53. nördl. Breiten-
grad nach einem Punkt drei Meilen von der niederländ. Küste und von
dort nach Norden und Osten längs der Grenze der niederländ. Goebiets-
gewässer. Da infolge dieser Maßnahmen die Sicherheitsrinne in der Nord-
seee in den Gefahrenbereich fallen wird und infolgedessen die ganze Schiff-
fahrt nach und von Niederland um die Nordküste Englands unmöglich
gemacht wird, hat die niederländ. Regierung in der Annahme, daß solches
nicht beabsichtigt sei, die Aufmerksamkeit der britischen Regierung auf dieien
Punkt zu lenken beschlossen, sowie auf die höchst bedenklichen Folgen, die
diese Maßnahme nach sich ziehen kann, und die Erwartung ausgesprochen,
daß darin eine Aenderung vorgenommen wird.
Am 27. macht das niederländ. Marineministerium bekannt: Lau:
Mitteilung des Ministeriums des Auswärtigen ist von der britischen Re-
gierung die Nachricht eingegangen, daß die Grenzen des als gefährlich er-
klärten Seegebiets vorläufig bis 1. Sept. oder bis zu einem frühern noch
näher bekanntzumachenden Zeitpunkt verlegt sind. Die südliche Grenze des
Sperrgebiets wird durch den 53. Gr. nördl. Breite von dem Punkte Fbis
zu einem andern Punkte drei Seemeilen westlich von der niederländ. Küste
und weiter nach Osten längs der Grenze der niederländ. Gebietsgewäsiser
gebildet. Die Ostgrenze wird durch die Grenze der deutschen Gebietsgewässer
gebildet.
11. Juli. (Irland.) Ersatzwahl ins Unterhaus.
Bei der Ersatzwahl in East Clare wird der Kandidat der Sinnfeiner
de Valera mit 5010 Stimmen gewählt. Der Nationalist Lynch erhält
2035 Stimmen. Den Sitz hatte bisher der in Frankreich gefallene Moior
Redmond, der Bruder des nationalistischen Führers, inne. Nach überein-
stimmender Ansicht der engl. Presse bedeutet diese Wahl in Verbindung mit
dem Ergebnis der Wiederwahl des Grafen Plunkett das Ende des Red-
mondismus und macht Sinnfein zur vorherrschenden Partei Irlands.
13. Juli. (Oberhaus.) Englands Kriegsvorbereitungen.
Lord Haldane legt. ausführlich die Vorbereitungen Englands dar,
die auf einen etwaigen Krieg mit Deutschland berechnet waren. Die Stim-
mung, in der sich das Parlament befand, sagt er, machte es damals schwer,
den Bestand an Schießmitteln auf der nötigen Höhe zu halten. Mit den
franz. Behörden wurden zwanglose Besprechungen geführt. Es war damals
nicht möglich, festzustellen, ob das Volk damit einverstanden sei, daß die
Regierung England auf der Seite Frankreichs in den Krieg ziehen lassen
würde. Der franz. Generalstab teilte der Regierung mit, daß, wenn wir
innerhalb 14 Tagen 100000 Mann an die Ostgrenze Frankreichs bringen
könnten, wir der Wehrmacht Frankreichs einen Beitrag liefern würden, der
sie wahrscheinlich in die Lage setzen würde, jedem möglichen Angriff auf
Frankreich Widerstand zu bieten. Unterdes würde unsre große Flotte auf