28 Bie Ierrichischungerische Mosarchie. (Februar 11.—13.)
verhaftet, jedoch schon nach 24 Stunden über Intervention der russischen
Gesandtschaft freigelassen wurde. Schließlich liegt ein Originalakt des serb.
Ministeriums des Aeußern vor, der an das serb. Kriegsministerium ge-
richtet ist und aus dem zu ersehen ist, daß die „Narodna Odbrana“ durch
die serb. Zentralstellen geleitet wurde. Das serb. Ministerium des Aeußern
notifiziert nämlich in diesem Akte dem serb. Kriegsministerium die Absicht
des Pribicevic, von seiner Stelle als Sekretär der „Narodna Odbrana“
zurückzutreten, und ersucht um die Bestimmung eines geeigneten Ersatzes.
Auch der vorerwähnte Rade Banjac war nach Ueberzeugung des Gerichts-
hofes im Dienste der „Narodna Odbrana“ gestanden. Es wurde ihm nach-
gewiesen, daß er die Attentäter Princip, Cabrinovic und Grabec bei sich
in Liesnica ausgenommen, sie zum Drinaufer begleitet und ihnen die Reife
und den Uebergang nach Bosnien erleichtert hat, obwohl er wußte, daß
die Genannten zu einem hochverräterischen Zwecke geheim nach Bosnien
geschickt und mit Mordwaffen versehen wurden. Das Urteil gegen Banjoc
lautet auf zwölf Jahre schweren Kerkers wegen Hochverrates.
11. Febr. Aufhebung der Stellvertretung im Oberkommando.
Kaiser Karl richtet an Erzherzog Friedrich folgendes Handschreiben:
Lieber Herr VBetter Feldmarschall Erzherzog Friedrich! Seitdem Ich das
Armeeoberkommando übernommen habe und insbesonders seit Ich Mich
in dessen Standort aufhalte, sind der Betätigung Euer Liebden in Ihrer
Eigenschaft als Mein Stellvertreter zu enge Grenzen gezogen. Dankbar
Ihrer großen, als Armeeoberkommandant erworbenen Verdienste gedenkend,
enthebe Ich Sie daher vom Posten Meines Stellvertreters und stelle Sie
zur Disposition Meines Oberbefehles. Ich werde Euer Liebden fallweise
mit besonderen Aufgaben betrauen. Nicht eingeengt durch die täglichen
Dienstpflichten, werden Sie in dieser Verwendung Ihre Kriegserfahrung
und Ihre von Mir hochgeschätzte Tatkraft zum Wohle Meiner Wehrmacht
voll zur Geltung bringen. Ihr Amtssitz ist Wien. Ihr Gefolge hat zu be-
stehen aus: Ihrem Generaladjutanten, einem Flügeladjutanten, einem
Personaladjutanten, einem Ordonnanzoffizier.
Baden, 11. Febr. 1917. Karl m. p.
12.—13. Febr. (Wien.) Besuch Kaiser Wilhelms.
Bei der Galatafel bringt Kaiser Karl folgenden Trinkspruch aus:
Ew. Maj.! Es gereicht mir zur wahren Freude, Ew. Maj. hier herz-
lichst willkommen heißen zu können. Schon während der Regierungszeit
weiland S. Maj. meines in Gott ruhenden Großoheims hat das enge po-
litische und militärische Bündnis, welches unsere Staaten aneinander schließt
und das in dem gegenwärtigen Kriege seine blutige Weihe erhalten hat,
auch in der warmen Freundschaft zwischen den beiden Dynastien seinen
erhebenden Ausdruck gefunden. Es liegt mir am Herzen, dieses teure BVer-
mächtnis meines verewigten Vorfahren zu erhalten und sorgsam zu hegen,
und es beglückt mich hierbei, auf die gleichen Gefühle seitens Ew. Mai.
rechnen zu dürfen. In Leid und Freud, in Krieg und Frieden vertrauens-
voll geeint, wird es uns mit dem gnädigen Beistand des Allmächtigen ge-
lingen, unsere Staaten einer glücklichen Zukunft entgegenzuführen. Indem
ich mir gestatte, Ew. Maj. meinen wärmsten Dank für den mir abgestat-
teten Besuch auszusprechen, erhebe ich mein Glas mit dem Rufe: S. Moj.
der Deutsche Kaiser und König von Preußen, mein treuer Freund und
Berbündeter lebe hoch!
Kaiser Wilhelm erwidert: Ew. Maj. bitte ich, für dice herzlichen Worte
der Bewillkommnung und die gütige Aufnahme, welche ich hier gesunden,
meinen wärmsten Dank entgegennehmen zu wollen. Es war mir ein