358 Greßbritannien. (November 19.)
dem formellen Antrag auf Vertagung eröffnet. A. betont die Notwendig-
keit, daß die Regierung die äußerste Verantwortung für das, was getan
oder nicht getan sei, übernehme, und hebt die vitale Bedeutung häufiger
vertraulicher Besprechungen zwischen den alliierten Staatsmännern und
Heerführern mit den britischen sowie die Bedeutung möglichst vollständiger
Zusammenarbeit hervor. A. betont ferner die vollständige Kontrolle Deunch-
lands über seine Verbündeten in Politik und Heerführung und lehnt jede
Organisation ab, welche der Verantwortlichkeit der Generalstäbe vor ihren.
Regierungen zuwider laufen oder das Ansehen und die Verantwortlichkeit
jeder Regierung der Verbündeten vor ihrem eigenen Volke schmälern würde.
Mit Bezug auf die Rede Llond Georges in Paris sagt A., er wolle zwar
jeden unnötigen Streit vermeiden, doch würde er gegen seine Pflicht ver-
stoßen, wenn er diese Rede außer acht ließe. A. drückt Zweifel darüber
aus, ob ein Rat in Versailles im letzten März die Lage in Rußland be-
einflußt haben würde. Er fragt, ob es nicht Tatsache sei, daß bis zum
Vorabend des deutschen Angriffes gegen Italien Cadorna darauf vertraut
habe, daß er den Triumph über ihn davontragen werde. Wenn Llond George
an anderen Stellen der Rede zu verstehen gegeben habe, daß britische Tapfer-
keit und britisches Blut verschwendet worden seien, während sic in strate-
gischer Hinsicht anderswo besser hätten verwendet werden können, so sei dem
entgegenzuhalten, daß beispielsweise bei beiden großen Offensiven im Westen
kaum irgend ein Rat der Alliierten sich eingemischt haben würde. Zum
Schlusse seiner Rede betont A. unter Beifall die Bedeutung der britischen
Mitwirkung am Kriege.
In seiner Antwort erklärt Premierminister Lloyd George, daß die
Sache der Alliierten an dem Mangel an Zusammenwirken leide, und daß
seine Ausstellungen an dem, was geschehen sei, sich nicht gegen irgendeinen
Generalstab oder den Höchstkommandierenden der engl. oder einer anderen
Armee gerichtet hätten. Er hätte nur eine gewisse Beleuchtung des Um-
standes geben wollen, daß der Mangel an Zusammenarbeit bei den Al-
liierten ein Unglück zur Folge gehabt hätte. Man habe dies für einen
Versuch der Zivilisten erklärt, sich in die Angelegenheiten des Militärs zu
mischen, aber der Plan sei schon von Kitchener und im Juni d. J. bei
einer Tagung der Generalstabschefs, bei welcher England, Frankreich und
Italien vertreten gewesen seien, vorgeschlagen worden. Der Ernennung
eines Generalissimus habe er sich aufs äußerste widersetzt; sie würde keinen
Nutzen schaffen, vielmehr Reibungen bewirken.
Auf Asquiths Fragen wegen der italienischen Front und wegen
Cadornas Erklärungen sei es schwer zu antworten. Man könnte sehr viel
sagen über das, was Cadorna gesagt hätte, und darüber, was man in
England denke. England sei für die italienische Front nicht verantwortlich:
die engl. Regierung habe mancherlei gewußt, geglaubt oder vermutet, und
die ital. Regierung habe einiges davon gewußt, aber Sir William Robertson
habe die Angelegenheit in betreff einer anderen Front als der engl. nicht
mit Nachdruck betreiben können. Wenn es jedoch einen gemeinsamen Rat
in Versailles gegeben hätte, so hätte Robertson seine Ansichten mit Hilfe
der Vertreter der Regierung nachdrücklich vertreten können und würde ihnen
so Beachtung verschafft haben. Die italienische Front, sagt Llond George.
ist von Wichtigkeit für unsere Front. An der ital. Front hat ein Zusammen-
bruch stattgesunden, und wir sind dorthin geeilt und die Franzosen ebenso,
um eine Katastrophe zu verhindern. Beeinflußt das unsere Operationspläne
an unserer Front nicht ebenso stark?
Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß ein System von Verbindungs-
offizieren und gelegentlichen Zusammenkünften der Minister und der General-