392 Etanktei. (Mãrz 13. 14.)
13. März. (Kammer.) Schiffsversicherung.
Die Regierungsvorlage betr. die Einführung des Versicherungs zwanges
für Schiffe von mehr als 500 To. Inhalt wird angenommen.
14. März. Abkommen gegen die Senussi.
Frankreich tritt dem am 31. Juli 1916 zwischen Italien und Groß-
britannien abgeschlossenen Abkommen über eine gemeinsame Aktion geger
die Senussi bei.
14. März. (Kammer.) Flugwesen. Rücktritt des Kriege-
ministers.
Bei der Interpellation über das Flugwesen erklärt Abg. Angles.
die Leitung des Flugwesens weise einen Dualismus auf: An der Fron:
Flieger, im Innern des Landes ein Organismus, der die Herstellung vor
Flugzeugen betreibe. Ueberall herrsche Anarchie, nirgends Berantwortlict-
keit. Das System gestatte keine Kontrolle. In einigen Flugzeugfabriken
werde nachts nicht gearbeitet, da einige hundert Spezialisten von der Fro##
noch nicht freigelassen worden seien. Im Heere seien 42 Flugzeugmodele
im Gebrauche. Die Herstellung erfolge nicht schnell genug. Eine Vor-
bedingung für den Sieg sei die serienweise Erzeugung neuer Flugieug-
typen. Gegenwärtig seien mindestens sechs Monate notwendig, um die
neuen Typen herauszubringen. Deutschland sei in dieser Beziehung ent-
schieden überlegen. In Frankreich habe man über ein Jahr gebraucht, um
einen neuen besseren Motor bei den zuständigen Stellen durchzusetzen. Noc
heute stelle man 80-HPP-Motoren her, während alle Welt wissé, daß cinzi:
Motoren mit über 120 HP nützlich seien. Zahlreiche Flieger seien ein Opfer
dieser Unzulänglichkeit geworden. In Verdun und an der Somme bätt
eine nur ganz geringe Ueberlegenheit der franz. Flugzeuge über die deut-
schen der Armee gestattet, durchzuhalten. Angles verlangt sodann eine Ge-
heimsitzung und erklärt, keine politische Debatte herbeiführen zu wollen.
sondern lediglich die Erörterung aller diesbezüglichen Fragen.
Nach der Geheimsitzung, in der Einzelheiten über die Tötung vo-
franz. Fliegern infolge der Unzulänglichkeit der Apparate zur Sprach:
kamen, erklärt Kriegsminister Liautey: Ich gestehe, daß ich es für beßer
gehalten hätte, diese Debatte wäre unterblieben. Sie schien mir wirklic
wenig zweckmäßig, nachdem ich soeben eine Organisation (s. S. 383 ge-
schaffen hatte, die den meisten Ihrer Wünsche entspricht und der man dätt:
erlauben sollen, sich einzuleben und ihre Früchte zu tragen. Ich glaudie
und glaube noch, daß solche Debatten voll Klippen sind. Wenn ich sie
dennoch annahm, so geschah es deshalb, weil ich nicht den Anschein er-
wecken wollte, als suchte ich auszuweichen, und weil ich dachte, daß viel.
leicht wesentliche Dinge gesagt werden würden, aus denen ich für die noch
durchzuführenden Reformen Nutzen ziehen könnte. Aber Sie werden zugeber.
daß ich Ihnen nicht auf das technische Gebiet folgen kann, weil ich im
vollen Gefühl meiner Verantwortung glaube, daß dadurch die national
Verteidigung Gefahren ausgesetzt würde.
Diese Worte des Kriegsministers werden von den Radikalen als be-
leidigend für die Kammer entrüstet zurückgewiesen. Abg. Claussat rus
unter dem Beifall der Linken: Die Säbelherrschaft hat jetzt ausgelebt! Der
Kriegsminister bricht seine Rede ab und verläßt inmitten der größten Ur-
ruhe den Sitzungssaal, um seine Entlassung zu geben. Nach dem Schiu
einer zweiten Geheimsitzung wird mit Zustimmung Briands die einfach
Lagesordnung einstimmig angenommen.