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tragisch. Es heißt, bis zum Ende zu kämpfen, weil wir nicht einen faulen
Frieden annehmen könnten, ohne die Söhne unserer Söhne dem nächsten
Massenopfer auszusetzen. Die amerik. Armee bringt uns ihre dauernde
Hilfe. Alle freien Völker stehen aufrecht da. Es wird keinen Frieden geben,
solange diese blutige Autokratie besteht, der wir bereits so fühlbare Streiche
versetzt haben. Sie werden den Weg der Pflicht schreiten. Sie vesteht ein-
fach darin, vor allem Männer zu sein. Wir werden bis zum Ende gehen.
(Langanhaltender Beif.) — Der öffentliche Anschlag der Reden Ribots und
Vivianis wird unter großem Beifall beschlossen.
ierauf geht die Kammer zu der Erörterung der prov. Budget-
zwölftel für das dritte Vierteljahr 1917 (s. S. 406 f.) über. Bei Erörterung
der eigentlichen Kriegskredite verlangt der Abg. Brizon (Zimmerwalder
Soz.) für die Soldaten Unterdrückung von Strafen, Verbesserung der
Nahrung, Auszahlung der Schützengrabenentschädigungen (diese beträgt
täglich 1 Fr., doch werden davon 50 Cts. bis zum Frieden „verwahrt“.,
mehr Urlaub und Heimsendung älterer Jahresklassen. Ferner tadelt Br.
die Beschlüsse Ribots. Präsident Deschanel ruft Brizon zur Ordnung, der
hierauf „Frieden um jeden Preis!“ fordert. Deschanel erwidert, nur
die Kammer und die Regierung könnten über eine solche Frage sprechen:
es sei seltsam, daß ein Abgeordneter sich so äußern könne.
Vor der Abstimmung (am 15.) verliest Abg. Renaudel namens der
Soz. eine Erklärung, die die früheren Erklärungen erneuert, und sagt: Die
soz. Partei wird für die Kredite der nationalen Berteidigung stimmen, in-
dem sie sich den Anstrengungen aller Alliierten anschließt, um von den
Mittelmächten Wiederherstellung des Rechtes Elsaß-Lothringens, das 1871
verletzt wurde, zu erlangen, sowie die den besetzten Gebieten und den
unterdrückten Nationen gebührenden Wiedergutmachungen und endlich einen
Frieden zu erlangen, der sich auf zwischenstaatliche Gerechtigkeit und das
Recht der Völker gründet, selbst über sich zu bestimmen. Unsere Soldaten
werden so die Gewißheit haben, daß der durch den Angriff der Mittel-
mächte eröffnete Krieg nur durch deren Schweigen über die Kriegsziele,
die sie erreichen wollen, verlängert wird. R. versichert, Frankreich wohe
die freie Entwicklung keines Volkes hindern, suche keine Eroberung und
bedaure, daß die Regierung der Vaterlandsliebe der Sozialistenvertreker
für Stockholm kein Vertrauen geschenkt habe.
Der Abg. Roux-Costadeau (Zimmerwalder Soz.) begründet seine
Ablehnung der Kredite. Er protestiert unter großem Lärm des Hauseds
gegen die mörderischen Offensiven der französischen Armee und verlangt,
baß die Verbündeten die Franzosen an der Front ablösen, damit das Land
über die 500000 Männer verfügen könne, die es für Erhaltung der Existenz
bedürfe. Die Kredite für die prov. Budgetzwölftel werden sodann mit 535
gegen 4 Stimmen (Zimmerwalder Soz.) bewilligt.
Am 29. genehmigt auch der Senat das Budgetprovisorium einstimmig
mit 240 Stimmen.
26. Juni. (St. Jean de Maurienne.) Ententekonferenz.
„Havas“ berichtet darüber: In St. Jean de Maurienne hat eine
militärische Beratung stattgefunden, woran Generalissimus Cadorna,
General Radcliffe (Führer der engl. Mission bei der ital. Heeresleitung
und die Generale Foch und Pernin teilnahmen. Obwohl die größte
Zurückhaltung über die behandelten Fragen geboten ist, ist doch soviel ge-
wiß, daß Cadorna und Foch zu einem Einverständnis über die Art der
Zusammenarbeit der franz. und der ital. Truppen bei den begonnenen
Operationen in Kleinasien und an den heiligen Stätten gekommen sind.