Erankreih. (Oltober 26.) 461
Politik geheimer Verträge zurück. Er erkennt zwar die Notwendigkeit
geheimer Mittel an, erinnert aber daran, daß er im Dezember 1911 es als
anstößigen Widerspruch bezeichnet habe, daß Demokratien, welche eine freie
BVerfügung über ihr Geschick zu haben glaubten, durch geheime Verträge
ebunden seien. Seit sieben Jahren sei Kranrreich so gebunden, das dürfe
* nicht wiederholen. Frankreich habe jetzt das Recht, alles zu wissen.
Ich habe, sagt B., die furchtbare Verantwortung eines Ministers des
Aeußern, und ich werde meiner Erklärung von 1911 treubleiben. B. preist
darauf die alliierten Armeen und widerspricht der Unterstellung, als hätte
er nicht dasselbe Vertrauen zu der neuen russischen Armee wie zu der des
Zaren; augenblicklich leiste die russische Armee dem deutschen Vorstoß Wider-
stand. Er stellt mit Freuden fest, daß niemand davon spreche, Rußland im
Stich zu lassen, und fährt sfort: Wir sind einmütig darin, unser Vertrauen
auf Rußland festzuhalten. Frankreich hatte niemals mehr Grund zu vollem
Bertrauen auf den Sieg; der Augenblick, da die Ver. Staaten in den Kampf
eintreten und mittels einer bewundernswerten Anstrengung uns Kriegsgerät
und Soldaten schicken, die ihren Platz in unfrer Front einnehmen werden,
ist ein Ereignis, dessen Folgen unberechenbar sind. In dem Augenblick,
wo ich meinen Platz in der Konferenz der Alliierten einnehme, brauche ich
das Vertrauen und die Sympathie der Kammer, denn wir stehen in einem
Zeitpunkt des Krieges, da, wie Lloyd George gesagt hat, die diplomatische
Offensive Deutschlands überwacht werden muß. Unsre Soldaten und die
der Alliierten haben seine militärische Offensive gebrochen, aber seine diplo-
matische Offensive geht unter besonderm Nachdruck weiter. Deutschland sieht
darin seine letzten Hoffnungen. Es hoffte, den Sieg durch den U.-Bootkrieg
zu erringen, der allerdings eine Schwierigkeit war und noch ist, jedoch
keine Todesgefahr. Auf die diplomatische Offensive beschränkt, ist Deutsch-
land bestrebt, die Alliierten zu trennen, das Nationalgefühl jedes Volkes
zu schwächen, alte Streitfragen wieder aufzurühren und die Parteien gegen-
einanderzuhetzen. Dieser Gefahr müssen wir die Stirn bieten. Die Konferenz
der Alliierten wird Deutschlands Pläne klarlegen. Im Innern wird die
Rechtspflege ihre Pflicht bis zum Ende tun, bis zur Urteilsvollstreckung an
denen, welche Frankreich verderbt und verraten haben. B. geht auf die
deutschen Kunstgriffe gegenüber den Neutralen hinsichtlich der Kriegsziele
ein und eignet sich die Tagesordnung der Kammer vom 5. Juni an, welche die
Notwendigkeit der Rückkehr Elsaß-Lothringens zu seinem wahren Vaterlande,
die Wiedergutmachung der angerichteten Schäden und Bürgschaften betont.
44 Jahre früher als die vor drei Jahren vom Feinde besetzten Departements
ist Elsaß--Lothringen vom Feinde besetzt worden. Unter dem rechtlichen
Gesichtspunkt ist dazwischen kein Unterschied. Elsaß und Lothringen sind
vom Feinde besetzte Departements, die wir befreien und in ihr wahres
Vaterland zurückführen müssen. So stelle ich die Erklärung des Rechtes
Frankreichs der Erklärung Kühlmanns im Reichstag (s. Tl. 1 S. 880) gegen-
über. Frankreich kann Deutschland kein Zugeständnis wegen Elsaß-Lothringens
machen. Nein, niemals! (Beifall.) Solange eine franz. Faust die Flinte
halten kann, werden wir die Unantastbarkeit des Gebietes, das wir von
unsern Bätern überkommen haben, verteidigen. Elsaß-Lothringen ist Frank-
reichs Schild und das Sinnbild seiner Einheit. (Beifall.) Die Deutschen
werden ferner die ohne militärische Notwendigkeit angerichteten Schäden
in den besetzten Gebieten gutmachen müssen. Man wird Bürgschaften
gegen die Wiederholung solcher Kriege fordern müssen. B. erklärt die Art
dieser Bürgschaften nicht angeben zu können. Auf einen Zwischenruf des
Abg. Renaudel (Soz.) deutet B. aber an, er verlange „Neutralisationen“.
(Abg. Moutet ruft: Unsere Soldaten müssen also für Barthon sterben!