Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

470 krankreich (November 13.) 
Painlev#é auf, die Kammer die Politik wissen zu lassen, die er in Londor 
und Italien betrieb. 
Ministerpräsident Painlevc antwortet, die Kammer solle selbst er- 
klären, ob die Regierung die nölige Autorität habe, um Frankreich ar' 
der gemeinsamen Konferenz der Alliierten zu vertreten. Der gemeinsame 
dauernde Generalstab der Alliierten werde sich nicht mit den Einzelheiten 
der militärischen Operationen befassen und solle nicht die Rolle eines Lber- 
kommandierenden spielen, er werde vielmehr die Zentralstelle der möglitt 
vollständigen Erkundungen sein, das Kontrollbüro der Anregungen und das 
technische Werlzeug für den Obersten Kriegsrat, er werde die Auffassungen 
der verschiedenen Regierungen einander nähern, um sie in dem einheitlichen 
Kampfe miteinander zu vereinigen. Wenn dieser dauernde Generalstab be- 
standen hätte, würden die Nebenfronten vielleicht nicht vernachlässigt worden 
sein. Selbst wenn die Ernennung eines Oberbesehlshabers erreicht würde. 
könne dieser doch nur mit dem ständigen gemeinsamen Generalstab zufammen- 
arbeiten. Seine Reise nach London habe der Verpflegung des Landes ge- 
golten. P. schließt, indem er die Kammer auffordert, ohne jedes Kamcrad, 
schaftsgefühl ihr Urteil abzugeben, ob die Regierung die nötige Autorität 
habe, Frankreich auf der gemeinsamen Konferenz zu vertreten. 
Abg. Tergnier (Rad.) fragt, wozu die Einheit der Front bestebe. 
wenn bei den Alliierten die alten Jahrgänge nicht ausgerufen worden seien. 
während die alten franz. Jahrgänge nicht entlassen werden könnten. — 
Painlevé antwortet, man konne jetzt nicht daran denten, Soldaten von 
der Front zu nehmen, aber die Maßregel sei nicht endgültig. Man ver- 
folge mit Bezug auf den Mannschaftsersatz die Politik, die allen Alliienten 
gemeinsam sei. 
Hierauf nimmt die Kammer mit 250 Stimmen gegen 192 die vor 
der Regierung gebilligte Tagesordnung Gardny (Rad.-Soz.) an. « 
Abg. Accambray (Rad.) wünscht sodann, den Kriegsminister über die 
Schmähungen, die gegen ihn vorgebracht worden seien (er soll als Offizier 
die Front pflichtwidrig verlassen haben), zu befragen. — Painleveé erkin, 
daß die genaue Untersuchung Accambray von allen Beschuldigungen ge- 
reinigt habe. — Accambray antwortet, daß er die Bestrafung der Schul- 
digen erwarte. Die Kammer ist sehr erregt. Die Rechte wirft Accambra#“ 
vor, daß er in der Abwesenheit von Mbarnegarays rede, der doch der n 
kläger Accambrays gewesen sei. Unter großem Lärmen verschiebt Accambter 
seine Interpellation bis nach Beendigung der Untersuchung. · 
AufdchagcsordmmgsichertnochJutrrvcllationcniibekinnecholillk 
undiibckvcrschäcchkcsclnvclnsndegerichtlicheVerfahren(Dandet-Malvk. 
Bolo, Turmel usw.). Ministerpräsident Painlevé verlangt, daß die 
Festlegung des Zeitpunktes dieser Intervellationen bis nach der Konfcreus 
der Alliierten verschoben werden solle, und stellt die Vertrauensfrage. Die 
Vertagung der Interpellationen wird jedoch mit 277 Slimmen gegen 186 
abgelehnt. Die Mitglieder der Regierung verlassen hierauf den Saal. 
Durch die Behandlung der Angelegenheit Accambray hat sich Painleo#= 
auch die Feindschaft der Rechten zugezogen, so daß nunmehr die ganze Rechtr 
mit der oppositionellen Linken gegen den Vertagungsantrag stimmt. 
13. Nov. Rücktritt des Kabinetts Painlevé. 
Ministerpräsident Painlevs überreicht dem Präsidenten der Republit 
das Rücktrittsgesuch des Gesamtministeriums, das angenommen wird. Am 
15. wird Senator Clemenceau mit der Neubildung der Regierung beiram. 
Der, Schweiz.Preß-Tel.“ meldet dazu: Der Rücktritt des Ministeriums Painler#s 
war nach der Abstimmung in der Kammer unvermeidlich. Die Oppositions.
	        
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