Fraskreick. (Dezember 29. 31.) 489
ergeben habe. Bei der letzten Anleihe wurden 9613497652 Fr. gezeichnet
und mit den Zeichnungen im Auslande erreichte die Gesamtsumme den Betrag
von 10082 Mill. Fr. — Die Kammer genehmigt schließlich die Maßnahmen
zur Sicherung der Versorgung, die namentlich der Regierung das Recht
verleihen, die ganze Handelsflotte zu requirieren.
29. Dez. Abschluß eines schweiz.-franz. Wirtschafts- und Finanz-
abkommens. (Näheres s. Schweiz.)
31. Dez. Clemenceau gegen eine Reise der Soz. nach Petersburg.
Ministerpräsident Clemenceau äußert gegenüber einer Abordnung
der Geeinig. Soz. der Kammer, die um Reisepässe für Petersburg ersuchen,
wo sie den Abschluß eines Sonderfriedens zu verhindern oder wenigstens
zu bewirken suchen wollen, daß er so unschädlich wie möglich zausfalle. bei
aller Anerkennung ihrer Vaterlandsliebe könne er unter den verwirrten
Verhältnissen in Petersburg keinen Erfolg von ihrem Schritte erhoffen;
vielmehr würde die Bewilligung „von Pässen zu diesem Zwecke ihrer Sen-
dung einen solchen Anstrich geben, daß unerwünschte Wirkungen auf die
öffentliche Meinung im Lande und an der Front eintreten würden. Viel-
sach würde man sagen, daß Frankreich an Vorbesprechungen über Friedens-
präliminarien teilnehme. Dies sei aber mangels ernst zu nehmender Vor-
schläge der seindlichen Mächte ganz und gar nicht die Absicht.
31. Dez. (Kammer.) Budgetprovisorium. Vertagung.
Bei der Erbrierung- der Vorlage der prov. Budgetzwölftel für
Jan. bis März 1918 (s. S. 482), die vom Senat zurückverwiesen worden
u., verliest Abg. Renaudel im Namen der Sozialistischen Gruppe eine
Erklärung, die besagt: Die Grupve wird die Kredite für die Landesver-
teidigung annehmen, macht aber Vorbehalte hinsichtlich des diplomatischen
Vorgehens, das den Notwendigkeiten der gegenwärtigen schwierigen Stunden
nicht gerecht wird. Der Minister der ausw. Angelegenheiten hat schon oft
die Ziele gewisser Punkte dieses Vorgehens auseinandergesetzt, aber das
Schweigen der gesamten verbündeten Regierungen über die allgemeinen
Hauptgrundsätze scheint uns nach und nach einen Zustand moralischer Unter-
legenheit zu schaffen, der unfre Sache schädigt. Zu der Weigerung Cle-
menceaus, der sozialistischen Abordnung Pässe für. Petersburg zu erteilen,
sagt die Erklärung, daß die Sozialisten die russischen Revolutionäre auf-
sordern wollten, keinen Sonderfrieden zu schließen und nur einen allgemeinen
Frieden auf der Grundlage des Rechtes der Völker zur Schaffung der not-
wendigen Bürgschaften und Sicherheiten anzustreben. Die Gruppe erklärt,
sie lege Gewicht darauf, ihrer Verantwortlichkeit entbunden zu sein bis zum
nächsten Zeitpunkt, wo sie von der Regierung die unerläßliche Festlegung
ihrer diplomatischen Kriegsführung verlongen werde. — Der Minister des
Aeußern Pichon erklärt, er habe seinen jüngsten Erklärungen, welche die
Zustimmung der großen Mehrheit der Kammer gefunden hätten, nichts
hinzuzufügen. Er wolle nicht auf den tiefern Grund der von der Sozia-
listischen Gruppe aufgeworfenen Frage eingehen. Die Regierung handle in
vollem Einvernehmen mit den Verbündeten. Bei der Wiedereröffnung des
Parlaments werde die Regierung der Kammer zur Beantwortung der
Intervellationen zur Verfügung stehen.
Nachdem Kammer und Senat endgültig die proo. HBudgetzwölftel
angenommen haben, vertagen sie sich bis zum 8. Jan. 191