Schweden. (März 29. 30.) 607
der Regierung. In der Ersten Kammer stimmt eine große Mehrheit
für die Fortdauer des Gesetzes auf ein Jahr. In der Zweiten Kammer
wird von der Mehrheit der Linken beschlossen, vorläufig das Gesetz nur
bis zum 15. Mai zu verlängern. Die Opposition gibt als Grund ihres
Vorgehens an, daß man erst das Zustandekommen des englisch-schwedischen
Abkommens abwarten müsse. Ein Ausschuß soll die beiden verschiedenen
Beschlüsse auszugleichen suchen.
29. März. Rücktritt des Kabinetts Hammarfkiöld.
Die Mitglieder des Kabinetts erklären dem König, daß die auf seinen
Wunsch vom 5. März veranstaltete Umfrage zur Feststellung, ob für das
gegenwärtige Kabinett Möglichkeiten beständen, während der außerordent-
lichen Kriegsumstände die Regierung mit der nach innen und außen
wünschenswerten Kraft weiterzuführen, das Ergebnis gehabt habe, daß
diese Möglichkeiten nicht beständen; die Minister hielten demnach ihr Rück-
trittsgesuch aufrecht. Der König beauftragt mit der Bildung eines neuen
Kabinetts den konserv. Parteiführer Swartz (Mitgl. der Ersten Kammer).
Der Grund für den Kabinettswechsel lag vor allem in der
Haltung der lib.-soz. Mehrheit der Zweiten Kammer, die aus ihrer Zu-
neigung für die Sache der Entente heraus schon monatelang gegen das
Kabinett, das ihr nicht verbandsfreundlich genug erschien, gearbeitet hat.
Der Berlauf der Krisis deckte auch Meinungsverschiedenheiten innerhalb
des Kabinetts auf: sie bezogen sich im besondern auf die Verhandlungen
über ein englisch-schwedisches Handelsabkommen. Schließlich meldeten ch
die Engländer noch mit der Forderung, die Kogrundrinne wieder zu öffnen.
Obwohl Hammarskjöld und seine Politik strenger Neutralität vom König
kräftig unterstützt wurden, gelang es nicht, all dieser Schwierigkeiten Herr
zu werden. Auch der Versuch, durch Besprechungen mit den Führern der
gegnerischen Parteigruppen zu einem Ausgleich zu kommen, mißglückte.
30. März. Bildung des Kabinetts Swartz.
Das Ministerium setzt sich folgendermaßen zusammen: Präsidium:
Swartz, Aeußeres: Admiral Lindman, Justiz: Stenberg (im Mini-
sterium Hammarskjöld Minister ohne Portefeuille), Krieg: Oberst Aker-
man (Abg.), Marine: Fregattenkapitän Hans Ericson (Mitgl. der Ersten
Kammer), Inneres: von Sydow (bereits im Ministerium Hammarfkjöld),
Finanzen: der frühere Oberrechnungsrat Carleson, Unterricht: Landes-
hauptmann Hammarstroem, Landwirtschaft: der Vizepräsident des Volks-
ernährungsausschusses Dahlberg, Minister ohne Portefeuille: Expeditions-
chef Ericson und Regierungsrat Falk.
Der neue Ministerpräsident Karl Swartz gehört politisch der gleichen
Richtung wie Hammarskiöld an. Geb. 1858, Inhaber einer großen Tabak-
fabrik, seit 1899 Reichstagsabg., 1906—11 im konserv. Ministerium Lind-
man Finanzminister, 1916 Kanzler der Universität Upsala.
Ueber sein Programm gibt Ministerpräsident Swartz nach der Er-
nennung des Ministeriums im Ministerrate folgende Darlegung: In Ueber-
einstimmung mit den Richtlinien, welche Ew. M. gegeben haben, als ich
mit der Bildung des Ministeriums beauftragt wurde, wird es die wichtigste
Aufgabe des Staatsrats sein, eine folgerichtige unparteiische Neu-
tralitätspolitik zu verfolgen, welche Ew. M. und das jetzt zurückgetretene
Ministerium erfolgreich beobachtet haben. Die Schwierigkeiten haben sich
zwar in der letzten Zeit immer mehr gehäuft, der Staatsrat aber sieht in
einer solchen Politik das sicherste Mittel, um die Schwierigkeiten zu über-
winden. In dem Bestreben, die Dßineinziehung des Landes in den Welt-
krieg zu verhindern und gleichzeitig seine Selbständigkeit und sein Selbst-