Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

62 Hie S##rreichischu#g#schez#u#snarchie. (April 13. 14.) 
Opposition gibt, welches diese Wahrheit in Zweifel zöge. Wenn aber die 
Opposition deshalb das Parlament in Permanenz halten will, weil sie 
glaubt, daß die russ. Ereignisse dem Frieden näher führen können, so muß 
ich darauf verweisen, daß die Ausnützung einer solchen Situation nirgends 
auf der Welt Aufgabe des Parlaments sei. Aus diesen Gründen mußte 
ich den Führern der Opposition erklären, daß ich ihren Standpunkt nicht 
akzeptieren könne. Sie erwiderten, daß sie gezwungen sein werden, ihren 
Besorgnissen scharfen Ausdruck zu verleihen, natürlich nur in parlamenta- 
rischer Form. Zehn Minuten später konnten wir uns an dem vollen Glanze 
dieser parlamentarischen Form ergötzen. Er könne als Patriot nur mit 
Trauer an die gestrigen Szenen denken, und er glaube, richtig vorgegangen 
zu sein, als er zur Lösung der Situation die ihm infolge der Gnade Sr. 
Majestät zur Verfügung stehende einfachste Art wählte. (Lebhafter Beifall.) 
13.—14. April. (Ungarn.) Der König und die Königin be- 
suchen Budapest. 
14. April. Antwort Osterreich-Ungarns an Rußland. 
Das „k. k. Tel.-Korr.-Bur.“ ist zu folgender Verlautbarung ermächtigt: 
Die Regierung der österr.-ung. Monarchie hat von der am 11. April l. J. 
veröffentlichten Erklärung der Prov. Regierung Rußlands (s. Ruß- 
land, 10. April) Kenntnis erhalten. Sie hat hieraus entnommen, daß Ruß- 
land nicht die Absicht verfolgt, „andere Völker zu beherrschen, ihnen ihr 
nationales Erbe wegzunehmen und gewaltsam fremdes Gebiet zu besetzen, 
daß es vielmehr einen dauerhaften Frieden auf Grund des Rechtes der 
Völker, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, herbeiführen will“. Die österr.= 
ung. Regierung hat hieraus ersehen, daß die Prov. russ. Regierung ein Ziel 
zu erreichen wünscht, welches sich mit jenem deckt, das der k. und k. Mi- 
nister des Aeußern in seinem am 31. März l. J. (s. S. 55 f.) gewährten 
Interview als das Kriegsziel der österr.-ung. Monarchie bezeichnet hat. 
Es kann demnach festgestellt werden, daß die österr.-ung. Regierung und 
die Prov. russ. Regierung in gleicher Weise einen für beide Teile ehren- 
vollen Frieden anstreben — einen Frieden, welcher, wie es in dem 
Friedensangebot Oesterreich-Ungarns und seiner Verbündeten vom 12. Dez. 
1916 heißt, Dasein, Ehre und Entwicklungs fähigkeit der krieg- 
führenden Staaten sichert. Die damals ausgesprochene Ueberzeugung 
der Verbündeten, daß ihre Rechte und begründeten Ansprüche sich mit jenen 
der anderen Nationen widerspruchslos vereinigen lassen würden, besteht 
heute nach der Erklärung der Prov. russ. Regierung in verstärktem Maße 
fort. Da hiermit der ganzen Welt und insbesondere den Völkern Ruß- 
lands klar vor Augen geführt erscheint, daß Rußland nicht mehr gezwungen 
ist, für seine Verteidigung und für die Freiheit seiner Völker zu kämpfen, kann 
es bei dieser Gleichheit der Ziele der Regierungen der Verbündeten und der 
Prov. Regierung Rußlands nicht schwer sein, den Weg der Verstän- 
digung zu finden — dies um so weniger, als Se. M. der Kaiser von 
Oesterreich und Apost. König von Ungarn in Uebereinstimmung mit den 
ihm verbündeten Monarchen den Wunsch hegt, in Zukunft mit einem in 
seinen inneren und äußeren Lebensbedingungen gesicherten und zufriedenen 
russ. Volke in Frieden und Freundschaft zu leben. 
14. April. (Ung. Magnatenhaus.) Graf Tisza über die 
politische Lage. Vertagung. 
# Auf die Interpellation des Grafen Anton Sigray, der den Minister- 
präsidenten ersucht, das Haus bezüglich der außenpolitischen Lage zu in- 
formieren, erwidert Graf Tisza: Namens der Regierung hatte ich in den
	        
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