Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

784 Rußland. (Dezember 18.—23.) 
der russischen Arbeiter und Bauern und den deutschen Gutsbesitzern und 
Generälen ein unüberbrückbarer Widerspruch besteht. Wenn nur diese beiden 
Programme bestehen würden, so wäre der Friede nicht möglich. Er konn 
verwirklicht und gesichert werden nur in dem Fall, wenn in Deutschland 
und in den Ländern seiner Verbündeten die energische und feste Stimme 
des arbeitenden Volkes ertönen wird. Die kapitalistischen Regierungen aller 
Länder fürchten den Frieden, weil sie den Völkern Rechenschaft ablegen 
müssen. Die revolutionären Arbeiter aller kriegführenden und neutralen 
Länder sind nicht gewillt, weiter die verbrecherische Arbeit von Börsen- 
kliquen und selbstsüchtigen Ausbeutern geduldig zu leisten. Die Arbeiter 
und Soldaten müssen die Sache des Krieges und des Friedens aus den 
verbrecherischen Händen der Bourgeoisie herausreißen. Das russische Prole- 
tariat hat das Recht, dieses von dem Proletariat der Welt zu fordern, da 
es bei sich zu Hause so vorgegangen ist. 
18. Dez. Durch Regierungserlaß wird die Schaffung eines 
obersten Volkswirtschaftsrates, der mit der Einrichtung des sozia- 
listischen Regimes in Rußland betraut ist, angeordnet. 
1. Dez. Unterdrückung der bürgerlichen Presse. 
„Utro Rossii“ veröffentlicht ein „Dekret über die Presse“ und eine 
Verordnung über die Kriegszensur. Im Anschluß daran veröffentlicht das 
Blatt folgende Erklärung: Die unten genannten Zeitungen erklären, daß 
sie nicht in der Lage sind, sich den Dekreten über die Presse zu unter- 
werfen, die das Präsidium des Moskauer Arbeiter= und Soldatenrates 
am 8. Dezember veröffentlicht hat, und daß sie ihr Material der Kriegs- 
zensur nicht vorlegen werden. „Wetschernija Nowosti“, „Wlast Naroda“, 
„Wremja“, „Gasjeta Drug“, „Semljai Wolja“, „Lutsch Prawdy“, „Mos- 
kowskij Listok“, „Ranneje Utro“, „Rußkija Wjedomosti“, „Rußkoje Slowo“, 
„Trudowaja Kopeika", „Trud“, „Utro Rossii“. — Aus Petersburger Blättern 
geht hervor, daß die Rote Garde die Druckereien der Zeitungen, die sich 
der maximalistischen Vorzensur nicht unterwerfen wollten, gewaltsam be- 
setzte. In Petersburg sind, soweit sich aus dortigen Blättern ersehen läßt. 
die Druckereien der „Börsenzeitung" und der „Nowoje Wremja“ ebenfalls 
von der Roten Garde besetzt und zum „Staatseigentum“ erklärt worden. 
Auf das von der Bolschewikiregierung erlassene Verbot, Inserate aufzu- 
nehmen, haben die Petersburger Blätter zuerst mit Obstruktion geantwortet, 
schließlich aber nachgegeben, weil ihnen sonst die gänzliche Schließung an- 
gedroht wurde. Das Anzeigenmonopol der beiden Blätter des Sowjet, der 
„Iswestija“" und der „Prawda“, die daraus großen Gewinn ziehen, suchte 
die „Dien“ dadurch zu bekämpfen, daß sie alle Anzeigen kostenfrei aufnahm, 
schließlich wurde ihr aber auch dies verboten. Die beiden bolschewistischen 
Blätter werden in beschlagnahmten Druckereien hergestellt. 
21. Dez. (Oren burg.) Zusammentritt der Verfassunggebenden 
Versammlung der Baschkiren. 
22. Dez. Beginn der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk. 
Näheres s. in dem besonderen Abschnitt am Schluß des Kalendariums. 
W. Dez. Aufruf der Minimalisten an die Internationale. 
Deas Zentralorgan der Minimalisten „Nowyj Lutsch“ veröffentlicht 
einen Aufruf des ao. Kongresses der Minimalisten an die gesamte Inter- 
nationale, an alle soz. Parteien der kämpfenden und neutralen Länder, der 
sich zur Aufgabe gemacht hat, „der ganzen Welt ein Bild der gegenwärtigen
	        
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