790 Pelen. (Jan
würdigen Mauern, dem alten und künftigen Sitze unserer Könige, wo am
5. Nov. 1916 im Namen zweier mächtiger Herrscher die Wiederaufrichtung
des poln. Staates feierlichst proklamiert wurde, erleben wir heute das erste
sichtbare Zeichen der Verkörperung der uns großherzig — Zusagen.
Als Mitglieder des Prov. Staatsrats, des ersten Keimes der poln. Regie-
rung, erscheinen wir vor Euren Exzellenzen und sprechen Ihnen für die
von Wohlwollen und Ernst getragenen Worte der Begrüßung unseren auf-
richtigen Dank aus. Noch ist der eherne Pflug des Krieges, von der Hand
der Vorsehung gelenkt, nicht stehen geblieben. Aber schon ist es uns ver-
nnt, auf den durch diesen Pflug verackerten und der russischen Unter-
drückung entrissenen Gebieten den Grundstein für dos Gebäude eines un-
abhängigen poln. Staates zu legen. Wir verstehen die Größe dieser Aufgabe,
die Verantwortung, die aouf uns lastet, die Schwierigkeiten, die zu über-
winden sind. Wir werden die poln. Nation auffordern, uns in unseren
Bestrebungen zu unterstützen und uns in unserer Arbeit zu helfen. Von
der wohlwollenden Förderung Ew. Exzellenzen, der Vertreter der Monarchen
des Deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns, hängt im hohen Grade der
Prozeß der Entstehung von Orgonen der poln. Verwaltung und die damit
verbundene Realisierung der poln. Regierung und des Landtages ab. Die
Bildung einer den eigenen Fahnen folgenden nationalen, zum Kampfe im
Dienste des Vaterlandes bereiten Armee wird neben der Arbeit zur Or-
ganisierung des poln. Staates unsere große Aufgabe sein. Wir sind uns
unserer historischen Mission bewußt, die die Ausdehnung unserer Grenzen
auf die von russischer Herrschaft befreiten, zu Polen gravitierenden Gebiete
verlangt. Dankbar für die edle Ankündigung der Monarchen, im festen
Glauben an deren volle und glückliche Erfüllung werden wir an unser Werk
mit der tiefsten Ueberzeugung schreiten, daß eine auf gegenseitigem Vertrauen
beruhende Arbeit dauernde Ergebnisse zeitigen wird.
Darauf erklärt Generalgouverneur v. Beseler im Namen des Deutschen
Kaisers und des Kaisers von Oesterreich den Prov. Staatsrat für eröffnet.
15. Jan. (P. Staatsrat.) Erste Sitzung.
Waclaw von Niemojowski wird zum bonmorschel, v. Miku-
lewsni-Pomoreli. zu seinem VBertreter gewählt.
cleichen Tage erläßt der Prov. Staatsrat solgenden Aufruf:
— Drch eine gütige Fügung der Borsehung ist es dem poln. Volke
vergönnt, das Ziel zu erreichen, welches die niemals aufhörenden opferreichen
Anstrengungen einer ganzen Reihe der früheren Geichlechter vergebens er-
strebt haben. Zum Wiederaufbau eines eigenen unabhängigen Reiches ist
heute die poln. Nation berufen und kann diesen Bau errichten durch mächtige
Anspannung aller ihrer Kräfte, durch Opferwilligkeit und Mut, durch aus-
dauernde und einträchtige Arbeit, durch Pflichttreue und Wanneszucht,
welche alle persönlichen Rücksichten im Keime ersticken. Durch den ewig
denkwürdigen Akt vom 5. Nov. 1916 haben die Monarchen des Deutschen
Reiches und Oesterreich-Ungarns die Unabhängigkeit des poln. Reiches pro-
klamiert und verbürgt. Die Wiederbelebung dieses Reiches, sein wirklicher
Aufbau, die einstige Ausdehnung des in diesem Akte verkündeten unab-
hängigen Staatswesens auf die Rußland entrissenen, nach Polen gravi-
tierenden Länder — dies ist die große weltgeschichtliche Ausgabe unseres
Volkes. Bevor eine nationale Vertretung aus den Wahlen hervorgehen,
bevor die oberste Gewalt der poln. König übernehmen wird, ist zum Zwecke
der Bildung des poln. Reiches der Prov. Staatsrat berufen worden. Das
Bestreben des Staatsrats wird gerichtet sein auf eine wenn möglich baldige
Vorbereitung eines gesetzgebenden Landtages sowie auf Ausarbeitung einer