816 Tũrkei. (Februar 20.)
Wintersaat des laufenden Jahres ist beträchtlicher als die des letzten Jahres.
Diese Tatsache wird durch die amtlichen Berichte bestätigt. ir ergreifen
die notwendigen Maßnahmen, um der Sommerbestellung die größtmögliche
Ausdehnung zu geben. Die Ernährungskommission, deren Vorsitz ich wieder
übernommen habe, beschäftigt sich nicht nur mit der Verpflegung an Ze-
realien, sondern mit allen Bedürfnissen des Landes. Wenn es Gott gefällt,
wird man bald die positiven Ergebnisse davon sehen. Wir werden uns be-
mühen, sobald als möglich Ihrer Versammlung die Gesetzentwürfe zu
unterbreiten, die ausgearbeitet werden sollen, um unsere Gesetze derart ab-
zuändern, daß sie unseren gegenwärtigen Bedürfnissen Genüge tun, und
wir werden bemüht sein, unsere rechtlichen Einrichtungen umzugestalten,
damit sie vor jeder Beeinträchtigung des öffentlichen und des Zidvilrechtes
schützen. Was den öffentlichen Unterricht anbelangt, so ist es unser Wunsch,
die Anstrengungen zu vervielfältigen, die darauf gerichtet sind, den geistigen
Stand des Landes zu heben. Unsere Wirtschaftspolitik wird auf dem Ge-
biet des Ackerbaues darin bestehen, die außerordentliche produktive Kraft
unseres Landes mit allen Mitteln auszunutzen, und auf industriellem Ge-
biete, durch die Zusammenarbeit des Kapitals, der Wissenschaft und der
Technik des Auslandes mit dem Kapital und der Arbeit des Inlandes
einen industriellen Ausschwung zu schaffen und uns auf diese Weise die
wirtschaftliche Zukunft zu sichern. Jede Initiative zur Schaffung eines
wichtigen industriellen Unternehmens, die von seiten der Kapitalisten und
Industriellen der verbündeten und der neutralen Länder kommt, wird von
der Kaiserlichen Regierung günstig ausgenommen werden, die ihnen die
Hilfe und alle notwendigen Erleichterungen gewähren wird, damit diese
Unternehmungen schnell fruchtbare Ergebnisse zeitigen können. Wir sind
davon überzeugt, daß infolge dieser weitschauenden Politik auf wirtschaft-
lichem Gebiet unser Land nach dem Kriege fähig sein wird, zu leben und
sich zu entwickeln, und imstande sein wird, die durch diesen Krieg ver-
ursachten Uebel wieder gutzumachen. Was unsere Finanzen anbetrifft, so
wird es unser Bestreben sein, einerseits trotz des Kriegszustandes jede
mögliche Ersparnis in den Ausgaben zu machen, den Staatshaushalt in
den von dem Parlament gezogenen Grenzen zu erhalken und neue Aus-
gaben zu vermeiden, andererseits schon jetzt in eingehender Weise die Ver-
minderungen und Vermehrungen zu prüfen, die man in den Einnahme-
und Ausgabekapiteln eines Budgets wird machen können, das uns gestatten
soll, möglichst wenig im Auslande Hilfe zu suchen, damit wir nicht die
kritischen Jahre, die dem Kriege folgen werden, ohne Abwehrmittel beginnen.
Unsere auswärtige Politik wird darin bestehen, unseren Verträgen mit
unseren Verbündeten völlig treu zu bleiben, daran zu arbeiten, dieses
Bündnis zu sichern und aus ihm den größtmöglichen Nutzen für beide
Parteien entspringen zu lassen, und unsere guten Beziehungen mit den
neutralen Staaten zu befestigen. Wenn Ihre Versammlung unser Programm
billigt und uns ihr Vertrauen gewährt, werden wir unsere Aufgabe mit
Gottes Hilfe fortsetzen. (Langer Beifall.)
Nach der Verlesung des Programms wird mit allen (185) Stimmen
der anwesenden Abg. dem Kabinett das Vertrauen ausgesprochen. Dieser
in der parlamentarischen Geschichte der Türkei einzig dastehende Erfolg
wird vom Hause mit langanhaltendem Beifall begleitet.
20. Febr. (Senat.) Privilegien der Ottom. Nationalkreditbank.
Der (von der Kammer am 26. Jan. genehmigte) Gesetzentwurf betr.
die der neu begründeten (s. S. 813) Ottom. Nationalkreditbank zu gewähren-
den Privilegien und Steuerbefreiungen wird einstimmig angenommen.