906 Pereisigte Siunten von Mordamerihn und Hansd#. (September 8.)
veröffentlicht. In Berlin ist der Brief nicht eingetroffen, und Herr v. Eckardt
soll ihn als gefälscht bezeichnet haben. Aber was wäre denn zu sagen, wenn
er echt wäre? Die Tätigkeit des Konsuls Cronholm (offenbar Ueberminlung
unbedenklicher diplom. Nachrichten nach Berlin, war durchaus einwandfrei,
sie hat Mühe gemacht, und diese Mühe sollte den in solchen Fällen üblichen
Lohn finden. Die Auszeichnung sollte geheim bleiben, weil die Entente gewiß
die Gelegenheit ergriffen hätte, den Konsul zu verleumden und unmoglich
zu machen. So wäre zu urteilen, wenn dieser Brief nicht gefälscht und
der Tatbestand von uns richtig angenommen wäre. Die Entente wird
Mühe haben, daraus einen Skandal zu machen.
Im Laufe des Sept. setzt Staatssekretär Lansing seine Enthüllungen
fort. Am 21. veröffentlicht er ein angebliches Telegramm des deutsichen
Botschafters Grafen Bernstorff vom 22. Jan. 1917 an das Ausw. Amt
in Berlin mit solgendem Wortlaut: „Ich bitte um die Ermächtigung zur
Auszahlung eines Betrages von 50000 Dollar, um ebenso wie bei frühern
Gelegenheiten auf den Kongreß durch die Ihnen bekannten Organisationen.
die vielleicht einen Krieg verhindern können, Einfluß auszuüben. Ich werde
inzwischen in diesem Sinne die ersten Maßregeln treffen. Unter dicsen
ist eine endliche ösfentliche Erklärung der disch. Regierung zugunsten Irlands
sehr erwünscht, um hier die Unterstützung der ir. Elemente zu finden.“
Gleichzeitig gibt der Staatssekretär einen für die Zeitungsveröffent-
lichung bestimmten Schriftsatz heraus, der ein ganzes Bündel des vem
amerik. Nachrichtendienst gesammelten Materials: allerlei Quittungen, Ge-
heimberichte, Aufzeichnungen mündlicher Aussagen usw., zu einer Anklage-
schrift gegen die Deutschen verarbeitet, enthält. Die' „Köln. Zig.“ vom
23. Sept. 1917 (Nr. 912) hat daraus nach dem Timesbericht das Wichtigite
mitgeteilt. Da es unmöglich ist, aus diesem Wust von Anklagen Wahres
von Falschem auszuscheiden, erübrigt sich hier ein nochmaliger Abdruck.
Nach einer Meldung aus Amsterdam vom 30. Sept. hat Staatssekretär
Lansing dem argent. Gesandten die vollständige Sammlung der Luxburg-
depeschen, ungefähr 405, übergeben. Die Zahl der vom amerik. Staatsder.
aufgefangenen deutschen Telegramme soll sich auf mehrere tausend belaufen.
Ferner läßt die amerik. Regierung erklären, der (von ihr ausgefangenet
Depeschenverkehr zwischen der deutschen Gesandtschaft in Meriko und Berlin
reiche bis zum Beginn des Jahres 1916 zurück. Es handle sich nicht nur
um Telegramme des Herrn von Eckardt, sondern auch um Antworten des
Auswärtigen Amtes in Berlin an den Gesandten. (S. ferner Tl. 1 S. 806 f.;
Am 1. Nov. teilt „Reuter“ weiter mit, daß Staatssekretär Lansing
ohne Kommentar folgende zwei Depeschen des Grafen Luxburg an das
Ausw. Amt in Berlin veröffentlicht hat:
7. Juli 1917. Unsere Haltung gegenüber Brasilien hat den Eindruck
verstärkt, daß man wohl mit unserer Langmut rechnen kann. Das ist gefährlich
in Südamerika, wo die Leute Indianer sind mit einer dünnen Schicht
Kulturfirnis. Ein U. Bootgeschwader, mir zur freien Verfügung stehend.
könnte wahrscheinlich die Lage noch retten.
4. August 1917. Ich bin überzeugt, daß wir imstande sind, unsere
politischen Aktionen in Südamerika durchzuführen, namentlich Aufrecht-
erhaltung des offenen Marktes in Argentinien und Reorganisation von
Südbrasilien, gleichgültig ob Argentinien mittut oder uns entgegenarbeitert.
Unterhaltet die Freundschaft mit Chile. Die Ankündigung des Besuches
eines UBootgeschwaders zur Begrüßung des Präsidenten würde selbst jent
noch einen entscheidenden Einfluß auf unsere Stellung in Südamerika ansüben.
Wie hierzzu von zuständiger deutscher Seite mitgeteilt wird, ist der
Wortlaut der Telegramme, von Einzelheiten abgesehen, richtig wiedergegeben.