Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Großbritannien. (Mai 24.) 185 
aktiven Verbindung zwischen den Führern der Sinnfeiner und den Deut- 
schen beginnt schon am 6. Nov. 1914, als Casement durch Bernstorff eine 
Botschaft an den Staatssekretär Zimmermann gelangen ließ, mit der Bitte, 
daß ein Bote, wenn möglich ein Amerikaner von Geburt, nach Irland 
geschickt würde mit der Nachricht, daß alles günstig stände, und daß ir. 
Priester nach Deutschland gehen sollten, um in den Gefangenenlagern zu 
arbeiten und die ir. Kriegsgefangenen zu demoralisieren. Ende Febr. 1916. 
hängte Bernstorff einer Meldung für Berlin, die die amerik. Regierung 
passieren ließ, heimlich einen Zusatz an, der den Ostersonntag für den Auf- 
stand in Irland bestimmte und die Lieferung von Munition anempfahl, 
Am 18. und 19. April wurden von Amerika nach Berlin Botschaften gesandt, 
die die Lieferung von Waffen auf den Abend des Ostersonntags festsetzten 
und dringend die Landung deutscher Truppen, einen Luftangriff auf Eng- 
land und einen Seeangriff auf die engl. Küste verlangten. Diese Angriffe 
fanden tatsächlich zwischen dem 24. und 26. April statt. Die ir. Rebellion 
brach einen Tag später als abgemacht aus, nämlich Ostermontag, 24. April. 
Aber die deutsche Unterstützung versagte, und die Rebellion scheiterte voll- 
ständig. Bald nach der Erhebung wurde es deutlich, daß die Sinnfeiner 
Deutschland von neuem um Hilfe baten. Am 8. Nov. 1916 legte Graf Bern- 
storff einer Depesche nach Berlin ein Memorandum des in Amerika resi- 
dierenden Leiters der ir. Revolution bei, das detaillierte Vorschläge für 
eine neue Erhebung enthielt. Diese müsse auf die Landung einer deutschen 
Expedition erfolgen, „die über genügende militärische Streitkräfte verfügce, 
um eine Landung zu decken“. Die deutsche Regierung sollte den Zeitpunkt 
bestimmen und den Vorteil daraus ziehen, im Westen von Irland Zeppelin- 
Stützpunkte zu gewinnen. Nach Amerikas Eintritt in den Krieg am 4. April 
1917 wurde die Verbindung zwischen der deutschen Regierung und den 
Führern der Sinnfeiner zeitweise abgebrochen. Man fand einen Schlüssel 
zu einem neuen Verbindungswege und konnte verfolgen, was weiter ge- 
schah. Etwa im April 1918 wurde ein Plan, Waffen in Irland zu landen, 
bestimmt festgestellt. Der Plan war zur Ausführung reif, und die Deut- 
schen warteten nur bestimmte Nachrichten aus Irland über Zeit und Ort 
ab. Die britischen Behörden waren in der Lage, den Oberbefehlshaber in 
Irland von der wahrscheinlichen Landung eines Agenten aus Deutschland 
durch ein U-Boot zu benachrichtigen. Der Agent landete tatsächlich am 
12. April und wurde verhaftet. Die neue Erhebung hing hauptsächlich da- 
von ab, daß U-Boote Munition landeten, und es läßt sich erweisen, daß 
sie dem Plane nach auf die deutsche Offensive im Westen folgen sollte, wenn 
England voraussichtlich von Truppen entblößt wäre. De Valera hatte nach 
Dokumenten, die man bei ihm gefunden hat, die Bildung einer Rebellions- 
armee sehr ausführlich ausgearbeitet und hoffte über eine halbe Million 
ausgebildeter Mannschaften zu verfügen. Man sieht, daß die Verhand- 
lungen zwischen der Leitung der Sinnfeiner und Deutschland tatsächlich 
3 ⅛ Jahre fortgesetzt worden sind. Unter diesen Umständen blieb der engl. 
Regierung nichts übrig, wenn sie unnützes Blutvergießen vermeiden und 
die Pflicht gegenüber den Verbündeten erfüllen sollte, als die Urheber und 
und Helfershelfer dieser verbrecherischen Intrigen zu internieren. 
24. Mai. Verhandlungen mit Deutschland. 
Das Kriegskabinett beschließt, mit der deutschen Regierung durch Ver- 
mittlung der Niederlande Unterhandlungen zu eröffnen, um das jetzige Ab- 
kommen über die Internierung der Kriegs- und bürgerlichen Gefangenen 
zu erweitern. 
24. Mai. Lloyd George über die Lage.
	        
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