210 X. Das Testament Herzog Ernsts von Hildburghausen 210
X.
Das Testament Herzog Ernsts von Hildburghausen vom 11. Januar 1705.
(Ungedruckt. Aus dem herzoglichen Staatsarchive zu Altenburg.)
Im Namen der Heiligen Hochgelobten Dreyfaltigkeit Amen.
Von Gottes Gnaden Wir Ernst Hertzog zu Sachsen, Gülich, Cleve
und Berg, auch Engern und Westphalen, Landgraf in Thüringen, Marggraf zu
Meißen, Gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Marck und Ravensberg
Herr zu Ravenstein etc. etc.
Bekennen vor Uns, Unsere Fürstliche Erben und Nachkommen auch ieder-
manniglich, daß Wir vor diesem allbereit mehrmals, occassione eines und andern
vorgewesenen Feldzugs, und sonsten bey Uns Christ Fürstl. erwogen haben, wie
gewiß allen denjenigen, die in Sünden empfangen und gebohren worden, der
Tod, hingegen aber, dessen Stunde, aus sonderbaren Rath des Allerhöchsten
verborgen seyn; Dannenhero erstl. Anno 1683 hernach in Jahr Christi 1689 und
1691 dann auch zum Theil mittelst eines beygelegten Zettels Anno 1699 Unser
Fürstlich Hauß zu beschicken bedacht gewesen, und zu solchen Ende Unsere
letzte Willens Disposition wirklich zu Pappier gebracht und vollzogen haben;
Seiter dem aber Unseres Fürstliche Haußes Zustand, sich dergestalten geändert
hat, daß Unsere vormalige Verordnung in vielen Stücken nicht mehr füglich er-
füllet werden können. Wie denn der große Gott am 15. October 1702 Uns aber-
mal ein hartes Creuz zugeschicket, indem er die weyl. Durchlauchtigste Fürstin,
Unsere Herzgeliebteste Hochseeligste Gemahlin Frau Sophia Henrietta Hertzogin
zu Sachsen, Gülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen etc. gebohrne
Fürstin zu Waldeck etc. nachdem Ihro Lbd. am 5!" besagten Monats eines ge-
sunden und wohlgestalten Prinzens durch Göttl. Beystand glücklich genesen wa-
ren, an obgedachtem Eilften Tag hernach zu Unseres Fürstl. Hauses merklicher
Zerrüttung, durch einen menschl’ Vernunft und Absicht nach, so frühzeitigen
und unverinutheten doch zugleich sanft und seeligen Tod von Unserer Seite hin-
weggenommen, und der Seelen nach zu sich in die ewige Freude und Herrlich-
keit versetzet hat, dadurch Wir dann von neuen bewogen worden, wie Wir es
allenfals, da Gott über kurz oder lang auch über Uns gebiethen möchte, wel-
ches seinem allerheiligsten Willen heimgestellet bleibet, nach Unserem Leben
sowohl wegen der Succession in Unsere Lande und ganzen Verlassenschafft als
auch sonderlich Unserer Fürstl. Kinder respec. Auferziehung und bevormündung
halber, und in allen andern Stücken gehalten haben wollen, Unsern letzten Wil-
len bey Zeiten, und noch geniesenden gesunden Tagen zu erklähren, Inmaßen
Wir dann damals benamentl. unterm 7. November 1702 Unsere letzte Willens-
Disposition würklich errichtet und ausgefertiget gehabt. Nachdem Wir aber
aus einigen trieftigen und Uns bewegenden Umständen und Ursachen auch diese
letztere Disposition in einem und andern zu ändern und zu vermehren nöthig
gefunden: Als haben Wir solche vor Uns genommen durchgangen und darauf