27 Einleitung. 27
und Vergleiches unter den Betheiligten vom 17. Sept. 1749, die vormundschaft-
liche Regierung in Eisenach, letzterer in Weimar. Im J. 1755 trat Ernst Au-
gust IL Konstantin die Regierung an, starb aber bereits 1758. Seine Gemahlin
war Anna Amalie, Tochter Herzogs Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel (geb.
24. Okt. 1739, 7 am 10. April 1807). Von ihr hatte er zwei Söhne, Karl
August (geb. 3. Sept. 1757) und Friedrich Ferdinand Konstantin (geb. am
8. Sept. 1758, t am 6. Sept. 1793). Karl August folgte unter Vormundschaft
seiner Mutter, wozu diese durch väterliches Testament berufen war. Diese trefi-
liche Fürstin führte die Landesregierung 1758—1775 mit seltner Umsicht und
wurde zugleich die Gründerin des deutschen Musenhofes, an welchen sich die
glorreichsten Erinnerungen Weimars knüpfen *). Unter ihr wurde der alte Streit
mit dem Stifte Fulda über das Amt Fischberg durch Vergleich vom 4. Mai 1764
beendigt, wodurch das Amt Fischberg bis auf die Orte Fischbach, Wiesen-
thal und Urnshausen an Fulda überlassen wurde.
Am 3. Sept. 1775, nach vollendetem 18%° Jahre trat Karl August die Re-
gierung an, da kraft kaiserlichen Privilegiums vom 6. Juli 1775 das zur Selbst-
regierung befähigende Alter für die weimarische Linie auf diesen Termin festge-
setzt war. Dieser mit Recht hochgefeierte Fürst ist der erste Ernestiner seit
den grossen Tagen der Reformation, der wieder in epochemachender Weise auf
die geistige Gesammtentwickelung Deutschlands eingewirkt hat. In erster Linie
steht er da als einsichtsvoller Förderer und begeisterter Freund der deutschen
Literatur. Er erhob sein kleines Weimar für eine Zeit lang zum geistigen Mit-
telpunkte Deutschlands. In ähnlicher Weise sorgte er für die Universität Jena,
welche eine Zeit lang fast ebenso glänzende Namen auf dem Gebiet der Wissen-
schaft zählte, wie Weimar auf dem der Dichtkunst. Karl August war aber auch
ein einsichtsvoller, freisinniger Staatsmann und warmer deutscher Patriot. Er
war derjenige deutsche Fürst, welcher am frühesten die Nothwendigkeit der Neu-
gestaltung Deutschlands unter Preussens Führung erkannte und deshalb die ju-
gendlich treibende Kraft jenes Fürstenbundes wurde, welchen der alternde Frie-
drich der Gr. in diesem Sinne gründete ?®).
Als deutscher Reichsfürst führte der Herzog von Weimar, nach dem Reichs-
deputationshauptschluss vom 25. Febr. 1803, in dem Reichsfürstenrathe eine
Stimme für Weimar, eine Stimme für Eisenach nnd eine Stimme, abwechselnd
mit dem Kurfürstenthum Sachsen und dem Herzogthum Gotha, für Thüringen.
Nach Auflösung des deutschen Reichsverbandes und Abschluss des Pressburger
Friedens trat Sachsen-Weimar am 15. Dec. 1806 dem Rheinbunde bei (Win-
kopp, Der rheinische Bund IV.Hft. S.45). Der patriotische Fürst, welcher
die Fessel des Rheinbundes nur mit höchstem Widerstreben getragen hatte, nahm
lebhaften Antheil an der Wiederbefreiung Deutschlands. Die Wiener Kongress-
akte setzte Art. 27, 38 und 39 fest, dass die Krone Preussen eine Volksmenge
1) Frbr. vonBeaulieu-Marconnay, Anna Amalie, Karl August und der Minister v. Fritzsch.
Weimar 1874.
3) X. Wegele, Karl August Grossherzog von Sachsen - Weimar. 1856. G. Droysen, Karl
August u. die deutsche Politik. 1857. C. A. H. Burkhardt, Jugend und Erziehung Karl Augusts,
in Westermanns Monatsschr. 1865.