Full text: Die Hausgesetze der regierenden Deutschen Fürstenhäuser. Dritter Band: Sachsen, Schwarzburg, Waldeck, Württemberg, Zollern. (3)

446 Einleitung. 76 
welches ein Zweig abgetheilt worden sei. Auch über das Verhältniss der Fa- 
milie zu den Herren von Beutelsbach, als deren Erben die Württemberger ange- 
sehen werden, bestehen nur Vermuthungen, doch steht fest, dass die Burgen 
Beutelsbach und Wirtenberg den Mittelpunkt des ältesten Hausbesitzes gebildet 
haben. Auch darüber wird gestritten, ob dieser älteste Hausbesitz eine blosse 
Grundherrschaft gewesen sei, oder ob dieselbe mit einer eigentlichen Gaugraf- 
schaft, etwa über den Remsgau, verknüpft gewesen sei, ohne dass man zu einer 
bestimmten Entscheidung dieser Frage kommen kann. Der erste Graf von 
Württemberg, der sich durch eine Reihe gleichzeitiger Urkunden verfolgen lässt, 
ist Graf Ludwig, wahrscheinlich ein Sohn desjenigen Konrads, welcher sich, 
soviel bekannt, zuerst von Wirtemberg schrieb. Ludwig hielt sich viel am Hofe 
K. Konrads Ill. und K. Friedrichs I. in den Jahren 1139—1181 auf. Neben ihm 
kommt ein jüngerer Bruder Emicho vor, welcher aber nie das Prädikat „Graf“ 
erhält (1139: comes I,udewicus de Wirtenberc et frater suus Emecho, 1154: Lu- 
dewicus comes et frater ejus Emicho de Wirtemberg), was dafür zu sprechen 
scheint, dass anfangs, wie in allen Grafschaften, Individualsuccession beobachtet 
und dem Nachgeborenen nur eine untergeordnete Stellung eingeräumt wurde. 
Nach diesen beiden Brüdern tritt wieder ein Brüderpaar in die Geschichte ein, 
Hartmann und Ludwig, welche sich beide zugleich Grafen von Wirtemberg 
nannten und wahrscheinlich die Grafschaft gemeinsam regierten. Unter deren 
Söhnen scheint die erste wirkliche Landestheilung vorgekommen zu sein, wo- 
durch sich die grüningische Linie bildete. Stifter dieser Linie war Konrad, 
Hartmanns Sohn, erster Graf zu Wirtemberg-Grüningen. In einer Urkunde vom 
15. Sept. 1228 nennt er sich zuerst Graf von Grüningen, während er auf dem 
Siegel noch Graf von Wirtemberg heisst, „nach der Sitte jüngerer Linien, von 
den ihnen zugetheilten Burgen neue Namen anzunehmen, dagegen in dem Siegel 
den alten Stammnamen noch geraume Zeit fortzuführen“. Grüningen liegt 
in Oberschwaben bei Riedlingen, sodass diese Linie wieder in die ursprüngliche 
oberländische Heimath zurückkehrte; dort an der Donau lag das Kloster Heilig- 
kreuzthal, als dessen Stifter die Grafen von Grüningen galten, mit ihrem 
Erbbegräbniss; dort an der Donau erhob sich die Burg Landau, welche den 
Grafen von Grüningen zum Sitze diente und nach welcher sie sich seit dem 
Ende des XII. Jahrhunderts schrieben. Ueber die Schicksale dieser Nebenlinie 
und ihren endlichen Ausgang nur einige Worte. Je mehr sich die Hauptlinie 
zu Wirtemberg hob, um so tiefer sank die Nebenlinie zu Grüningen - Landau 
herab. "Ihre Burg Grüningen wurde schon im XIII. Jahrhundert veräussert, 
ebenso kam Markgröningen von der Familie hinweg. Da diese Grafen infolge 
ihrer Veräusserungen besonders an Wirtemberg nur noch einen unbedeutenden 
Besitz hatten, so suchten sie einen Schauplatz ihrer Thaten im Auslande. Als 
in J. 1405 die Gebrüder Eberhard (f 1444) und Konrad (} 1436) ihr Erbe 
theilten, bestand dieses fast nur noch aus der Veste Landau nebst einigen Dör- 
fern, aber der obengenannte Eberhard verkaufte 1437 den letzten Rest seines 
väterlichen Besitzes. Darauf legte die Familie den Grafentitel ab und begnügte 
sich mit der Benennung „Ritter von-Landau“. Der Mannsstamm, später noch in
	        
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