27 Einleitung. 561
zen geschichtlichen Zusammenhaunge geht deutlich hervor, dass diese Geldsumm«e
keineswegs ein von dem Burggrafen dem Könige vorgestrecktes Darlehen aus-
machte, sondern dass sie vielmehr den Zweck hatte, einerseits dem Burggrafen
die zur Pacifikation der Marken erforderlichen grossen Auslagen zu vergüten,
anderseits ihm ein Retentionsrecht zu gewähren, wenn etwa K. Wenzel seinen
Bruder Sigismund überleben und die Marken zurückfordern sollte '). So hatte
Burggraf Friedrich den ersten und wichtigsten Schritt zu dem Ziele gethan,
sich und seinem Hause ein Kurfürstenthum zu erwerben, wenn er für jetzt auch
nur die erbliche Statthalterschaft der Marken erlangt hatte. Am 12. Juli 1412
zog der Burggraf, an der Spitze eines zahlreichen und glänzenden Gefolges, in
Brandenburg, der alten Hauptstadt des Landes ein. Aber damit war die Aner-
kennung des neuen Herın noch nicht bewirkt. Auf dem Landtage zu Branden-
burg huldigten zwar die Städte der Mittelmark, die Bischöfe von Brandenburg
und Iebus und einzelne Mannschaften. Dagegen lehnte der mächtige Kaspar
Gans zu Puttlitz mit seinem ganzen Anhange die Huldigung ab. Ausserdem
waren Haupturheber des Widerstandes die Gebrüder Dietrich und Hans von
Quitzow, welche es sich zur Aufgabe gestellt hatten, jeglichen Versuch zur Her-
stellung der Ordnung im Keime zu ersticken. Diesem Trotze und Uebermuth
konnte Friedrich, im Lande fremd, ohne zuverlässige Hülfsmittel anfangs fast
nichts entgegensetzen, als friedliche Unterhandlungen und Versuche gütlichen
Vergleiches. Inzwischen war Friedrichs Herrschaft mit dem Schlusse des Jahres
doch fast in dem ganzen Bereiche der Mittelmark anerkannt. Der bessere Theil
des Volkes nahnı für seine Herrschaft um so eifriger Partei, je mehr die Ver-
theidiger der bisherigen missbräuchlichen Zustände ihr trotzten. Obgleich im
April 1413 auch die Häupter der renitenten Ritterschaft sich dem Burggrafen
unterworfen hatten, so dachten sie doch nicht daran, diesen Huldigungseid zu
halten. Es bedurfte noch einer strengen und unnachsichtlichen Demüthigung
derselben. Diese erfolgte im J. 1414 in gründlicher Weise. Eine Burg nach
der andern wurde durch die unwiderstehliche Artillerie, die s. g. Büchsen des
Burggrafen, gebrochen; die Hauptwiderstandspunkte Friesak, Golnow, Plauen
fielen in seine Hände, die Haupträdelsführer wurden gefangen. Die Bestrafung
der in ganz Deutschland übelberüchtigten märkischen Ritterschaft machte nah
und fern das grösste Aufsehen. Burggraf Friedrich hatte diese Macht in kur-
zer Zeit vernichtet. „So guten Frieden,‘ sagten die Zeitgenossen, „hatte der
Burggraf dem Lande verschafft, wie selbiges seit Karls IV. Zeiten nicht mehr
genossen hatte.“ Ueber zwei Jahre hatte Friedrich in den Marken segensreich
gewaltet, als ihn dringende Reichsgeschäfte an das kaiserliche Hoflager zur Krö-
nung nach Aachen und zur grossen Kirchenversammlung nach Kostniz riefen.
Hauptmannschaft aufgehoben, eınpfangen und eingenommen haben‘. Urk. vom 8. Juli 1411), noch sollte
dasselbe durch Berechnung der Verwendungen des Burggrafen, zum Nachtheil des Rückkäufers erhöht
werden dürfen, indem eben das Wiederkaufsgeld an sich bestimmt war, „Kosten und Schaden“ des
Verwesers zu vergüten. Die herkömmliche Erzählung von dein Geldgeschäfte, durch welches die
Marken an Jie Hohenzollern gelangt seien, ist, wie Riedel nachgewiesen, erst im 17. Jahrh. entstan-
den. J. @. Droysena.a. O. 8. 297.
ı) Vergl. die vorige Anmerkung.
(2% 36*