Full text: Die Hausgesetze der regierenden Deutschen Fürstenhäuser. Erster Band: Anhalt, Baden, Bayern, Braunschweig. (1)

in der Grafschaft des Schwabengaus. Albrechts Gemahlin Adelheid, Tochter des 
Markgrafen von Meissen und Grafen von Orlamünde, brachte die orlamündischen 
Besitzungen zuerst an das Haus. Aus dieser Ehe hatte Albrecht zwei Söhne, Sieg- 
fried, welcher die orlamündischen Besitzungen, und Otto, welcher von den elter- 
licben Gütern die Besitzungen im Schwabengau erhielt und daher auch Graf von 
Ballenstädt genannt wurde. Die Linie Siegfrieds, dessen Sohn Wilhelm sogar 
die Pfalz am Rhein durch seinen Stiefvater erworben hatte, starb 1140 wieder aus. 
Graf Otto von Ballenstädt erwarb durch seine Gemahlin Eilike, Tochter 
des Herzogs Magnus von Sachsen, viele Erbstücke aus dem Billungschen Nach- 
lasse, wodurch Besitzungen in Thüringen, Ost- und Westfalen an das Haus Anhalt 
kamen. Wegen dieser Erwerbungen erhielt Otto den Beinamen des Reichen ?). 
Graf Otto der Reiche von Ballenstädt starb 1123; er hinterliess einen Sohn, 
Albrecht, welcher „der Bär" oder „der Schöne“ genannt wurde. Dieser, 
der berühmteste Sprössling aus dem ascanischen Stamme, war 1106 geboren und 
nannte sich nach seinen Erbzütern, wie seine Vorfahren, „Graf von Ballenstädt“. 
Er führte sein Geschlecht zuerst auf den grossen Schauplatz der Geschichte. Im 
Jabre 1133 wurde Albrecht mit der Nordmark belichen und nannte sich seitdem 
„Markgraf der Nordmark, Marchio aquilonalis“, auch von Salzwedel, als dem Haupt- 
orte dieser Mark. Das Herzugthum Sachsen, welches Heinrich dem Stolzen abge- 
sprochen und von Albrecht wegen seiner Mutter, der Tochter des letzten Billung- 
schen Herzogs, beansprucht wurde, konnte von ihm nicht behauptet werden. Da- 
gegen fielen 1140 die grossen weimar-orlamündischen Erbgüter, nach Aussterben 
der Siegfriedschen Linie, an Albrecht den Bären. Im Jahre 1157 eroberte Albrecht 
auch Brandenburg von den Slaven und nannte sich seitdem „Markgraf von Bran- 
denburg“. Er starb im Jahre 1170. 
Von seiner Gemahlin Sophia, wahrscheinlich aus dem Hause der Grafen von 
Reineck entsprossen, hatte er sieben Söhne, welche, nach der Sitte der damaligen 
Zeit, die väterlichen Besitzungen theilten, so weit sie sich nicht dem geistlichen 
Stande gewidmet hatten. Nur drei von diesen Söhnen hatten eine bleibende 
männliche Nachkommenschaft: 
1) Otto erhielt die Mark Brandenburg und die Altmark. Er wurde Stifter 
der markgräflichen Linie von Brandenburg aus dem Haus Anhalt, welche im 
Jahre 1320 erloschen ist. 
2) Hermann erhielt Orlamünde und Weimar. Er stiftete das lIlaus der 
Grafen von Orlamünde, welches Orlamünde, Rudolstadt, Weimar, Plassenburg, 
Kulmbach und viele andere Herrschaften besass. Nach neueren Forschungen steht 
der ascanische Ursprung dieser orlamündischen Grafen fest. Die Geschichte dieses 
Grafenhauses ist ein trauriger Beweis, wie das Theilungswesen auch die reichsten 
und mächtigsten Geschlechter dem Untergang entgegenführte. Die Söhne des im 
Jahre 1247 verstorbenen Grafen Hermann ]I., Hermann III. und Otto I., grün- 
deten die beiden Hauptlinien, die orlamündische oder osterländische und die 
weimarische oder thüringische. Es war noch kein Jahrhundert seit dieser ersten 
1) Stenzel S. 15.
	        
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