Full text: Die Hausgesetze der regierenden Deutschen Fürstenhäuser. Erster Band: Anhalt, Baden, Bayern, Braunschweig. (1)

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tende Rolle, so der Sohn Luitpolds, Ernst I., Heermeister, „magister militiac“, 
Kaiser Ludwigs des Deutschen, Markgraf im Nordgau, urkundlich von 829 — 860, 
ebenso dessen Sohn Ernst II., Markgraf im Nordgau, Luitpold II., Sohn Ernsts II., 
Heermeister und Markgraf in der bayerschen Ostınark bis 907. Die beiden Söhne 
des Letztern steigen bereits zu den höchsten Würden empor; so wird Arnulf I., der 
Böse, bereits 911 Herzog von Bayern, sein Bruder Berthold I. wird Herzog von 
Kärnthen und nach dem Tode Arnulfs auch Herzog von Bayern (} 947). 
Arnulf I., Herzog von Bayern, wird zuerst ausdrücklich als „Graf von Scheiern“, 
„comes in Scheyrn‘‘ bezeichnet. Die Söhne Arnulfs konnten das väterliche Her- 
zogthum nicht behaupten, indem sie dasselbe aus der Hand des Königs zu empfan- 
gen verschmähten !); sie mussten sich endlich mit ihren Grafschaften und Hausbe- 
sitzungen begnügen; nur vorübergehend gelang es noch einmal im zehnten 
Jahrhundert einem Scheiern, Heinrich dem Jüngern, genannt Hezilo, das Herzog- 
thum Bayern im Jahre 983 zu erwerben. Bayern stand seitdem unter Herzögen 
aus verschiedenen Häusern, welche durch die Wahl des Volkes und königliche Er- 
nennung das Herzogsamt erwarben, ohne dass sich eine Dynastie bleibend zu befe- 
stigen vermochte. Zwei Jahrhunderte blieben die Scheiern ohne Herzogthum, sie 
verlebten ihre Tage, ohne hervorragende geschichtliche Bedeutung, ruhig in ihren 
Gaugrafschaften und auf ihren zahlreichen Erbgütern; sie erscheinen urkundlich 
als Hauptschirmvögte des Hochstiftes Freysing, als Gaugrafen des Landstriches 
zwischen dem Lech, der Ilm, Glan und Amber, am Kochelsee und im Kelsgau. 
Im Jahre 1113 verwandelten sie ihre Hauptstammburg Scheiern in ein Kloster; 
seitdem waren ihre Hauptburgen Kellheim an der Donau, Dachau oberhalb 
der Amber und Wittelsbach unweit der Paar. Ungeachtet das Stammschloss 
Scheiern in ein Kloster verwandelt worden war, nannten sie sich doch immer 
„Grafen von Scheiern‘“; im Jahre 1116 nannte sich Otto V., Pfalzgraf von Bayern, 
zum ersten Mal urkundlich „von Wittelsbach‘ 2), 
Die Scheiern theilten nach damaliger Sitte ihre Besitzungen unter mehrere 
Söhne und nahmen danach verschiedene Namen an; so gab es Grafen von Dachau, 
welche von Kaiser Friedrich I. zu Herzögen von Dalmatien und Croatien er- 
hoben wurden und sich nach damaliger Sitte wohl auch „Herzöge von Dachau“ 
nannten; eine jüngere dachauische Nebenlinie sind die Grafen von Scheiem-Valai, 
welche im Jahre 1238 mit Otto UI. erloschen. 
Wir übergehen hier die Schicksale dieser ausgestorbenen Linien und verfol- 
gen nur die Ottonische oder pfalzgräfliche Linie, von welcher alle spätere Li- 
nien des Gesammthauses Pfalz-Bayern, insbesondere die jetzt regierende königliche 
Linie, abstammen. 
Graf Ekkehard I., Gaugraf an der oben Ilm und Paar, Schirmvogt von 
Freysing, hatte drei Söhne, Ulrich I., Otto V. und Ekkehard III. Otto V. setzte 
allein den Stamm fort und erwarb 1106 seinem Hause die pfalzgräfliche Würde 
2 Witukindi Ann. lib. II ad a. 937: „ea tempestate defanctus est Araulphus Bajoariorum 
dux et filii ejus in superbiam elati, regis jussu contempserunt ire in comitatum. 
2) Huschberg S. 268.
	        
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