32
1.
Reiterirter Erb-Vertrag und Anticipirende Theilung derer Fürst.
Herren Brüder zu Anhalt, benebst der Notul des Eydes, so die Un-
terthanen bei der Erbhuldigung thun sollen de Anno 1606.
(Aus Lünigs Reichsarchiv P. spec. cont, II Forts. 3 Bd. X $. 201 — 203.)
Im Nabnen und mit Anruffung der H. Dreyfaltigkeit, Amen. WIr von dero-
selbigen Gnaden Johann George, Christian, Augustus, Rudolph und Ludwig, Gebrü-
dere, Fürsten zu Anhalt, Graffen zu Ascanien, Herren zu Zerbst und Bernbrugk u.s.w.
Bekennen und thun kund hiermit offentlich für Uns, unsere Land-Erben, Lehens-
Folgere, Erben und Nachkommen, dass wir dem allmächtigen GOtt zu Lob und
Ehren, auch Fortpflantzung seiner allein seeligmachenden Wahrheit, und zu Erhaltung
standhafftiger brüderlicher Einigkeit, Liebe und Treue und alles freundlichen Wil-
lens unter Unss Gebrüdere allerseits, sonderlich aber unsern gantzen Weyl. von den
Hochgebornen Fürsten, Herrn Joachim Ernsten, Fürsten zu Anhalt, Unsers gnädi-
gen und vielgeliebten Herrn Vaters, Lobseeliger Gedächtniss, auf Uns ererbten Für-
* stenthum Landen und Leuthen, zu sondern Aufnehmen und Verbesserung Unss
mit einander ingesambt freundlichen, wohl und gantz brüderlichen, und auch bestän-
diglich mit guthen Bedacht und Rath erblich und eigenthümlich getheilet, vergli-
chen und vertragen haben, alles nach Mhalt derselben Erb-Vergleichunge und Erb-
Verträge, deren Datum Dessau nach Christi unsers lieben Herrn und Heylandes
Geburth in 1603ten Jahre, den 30. Tag des Monatbs Junii.
Und aber solcher jetzo angezogener Erb-Vertrag auf künfftigen Johannis
Baptistae Anno 1611, dieweil die Landschafft die Aembtere die Zeit über in niess-
lichen Gebrauch und also in fünff Jahren erstlich effectuiret werden sollen. Aus
den abgewichenen drey Jahr-Rechnunge aber befunden, dass mehr nicht alss
25628 Thlr. 3 Gr. von gemeinen Schulden abgeleget, auss Ursachen, dass wegen
etlicher Ahnlehn Römischer Käyserl. Mayt. Uns und des Chur-Fürsten zu Bran-
denburgk Ld. geschehen, auch wegen dessen, dass allerhand zufällige Gastungen
und Eingriffe, iedoch mit unserer Einwilligung vorgelauffen, die Aembter dahero,
und der wohlfeilen Jahre und ietziger gefährlicher Zeiten, so hoch, als Sie ange-
schlagen, nicht ertragen, auch in die 20000 Thlr. an Getreydigt wegen des wohl-
feilen Kauffes, noch in Vorrath liegen blieben, der schweren Läufften des Ungeri-
schen, Niederländischen und Braunschweigischen Wesens, und der vermuthlichen
künfftigen Pesten, auch allerhand Zufälle halber, die ins künfftige das gemeine
Land-Werck, und zu ceffectuirung unserer künfftigen Theilung, hinderlich und
schädlich seyn mögen.
So haben Wir nach gehaltenen Rath unter Unss selbsten, auch mit Bedencken
und Vergleichunge Unserer getreuen Landschaflt, Uns heute dato mit einander
abermahls frei und brüderlich durch den einträchtigen Geist GOttes folgender ge-