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Schwarzenberg; Ziegenrück, Auma, Triptis, Wiesenburg, Oberkranichfeld, Schauen-
forst, Gleissberg (bei Jena), Heringen, Wildenfels u. s. w. Es waren dies die
glänzendsten Tage des Hauses; aber in den folgenden Jahrhunderten schwächte
sich die Macht der Vögte durch Lockerung des Zusammenhanges unter den Li-
nien, durch weitere Zerstückelung ihrer Gebiete, durch überreiche Schenkungen
an Klöster und Orden, durch den Druck der mächtigen Nachbarn und durch
den voigtländischen, den Hussiten- und den thüringischen Bruderkrieg. Ein
grosser Theil des ererbten und erworbenen Landbesitzes ging damals dem Hause
für immer verloren.
Das Schicksal der drei Linien war verschieden. Die älteste und die jüngste
starben in der Mitte des XVI. Jahrh. aus; die mittlere blüht bis auf die Gegen-
wart in vielen Verzweigungen weiter.
1. Die Linie Weida, welche von Heinrich dem Aeltern ausging, erlosch
im J. 1532 mit Heinrich dem Jüngern auf Schloss Wildenfels, nachdem schon
über hundert Jahre vorher die ganze Stammherrschaft Weida (!/, im J. 1409,
1/, 1410, !/, 1427) an den Markgrafen, späteren Kurfürsten Friedrich den Streit-
baren, gelangt war. Von dem ursprünglich reichen Besitz der Linie Weida sind
nur die Güter Tinz und Caaschwitz dem Hause verblieben.
2. Die Linie Gera, welche von dem jüngsten Erbsohne Heinrich des
Mittlern ausging, umfasste bei ihrer Gründung die Stiftsvogtei Gera nebst dem
Osterstein, die Pflege Reichenfels und Güter im Altenburgischen, bei ihrem
Aussterben im Ganzen den heutigen Umfang des Fürstenthums
Reuss j. I. Die Linie erlosch mit Heinrich dem Jüngern, welcher in Folge
seines Zutrittes zum Schmalkaldischen Bunde in die Reichsacht erklärt worden
war. Gera hatte Heinrich der Jüngere schon bei Lebzeiten an seinen mächtigen
Vetter, den Burggrafen Heinrich von Meissen und Herrn von Plauen abtreten
müssen; nach seinem Tode riss letzterer sämmtliche Besitzungen
der Geraischen Linie an sich.
3. Die Linie Plauen geht von den: mittleren Sohne aus, welcher die
anfängliche Bezeichnung „Voigt von Weida“ mit der eines „Voigtes von Plauen“
vertauscht und (zuerst urkundlich 1266) den Namen „Ruthene, Ruzze, Reuss“
annimmt. Man hat den Ursprung des Namens Ruzze, Reuss auf verschiedene
Weise zu erklären gesucht von Reisen und Abentheuern in Russland, von Be-
sitzungen daselbst, von einer russischen Gemahlin, von Siegen über die Russen,
zu denen man auch damals die Polen zählte; doch bleibt alles nur Vermuthung.
Die Linie der Vögte von Plauen spaltete sich schon unmittelbar nach dem Tode
ihres Stifters in zwei Unterlinien:
A. Die ältere oder burggräfliche Linie, begründet durch Hein-
rich den Langen, wird wegen der Verdienste eines Enkels des Stifters im
Hussitenkriege mit der Burggrafschaft Meissen beliehen 1426, mit welcher
der fürstliche Rang und Sitz auf der Fürstenbank des Reichstages verbunden war.
Der Bruder dieses ersten Burggrafen war einer der grössten Hochmeister des deut-
schen Ordens, berühmt durch die heldenmüthige Vertheidigung Marienburgs 1410; er
starb 1429, in einem Jahre mit seinem Bruder dem ersten Burggrafen von Meissen