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Stelnen geworfen, gehoͤhnt und ausgepfiffen und eines Tages sogar
ihrer Mantelsaͤcke beraubt. In und um Jerufalem mußten sie jeden
Tritt mit Gelde bezahlen und selbst von den christlichen Mönchen sich
vielfach betrügen lassen. Sie genossen nach Sitte der Pilger das
heilige Abendmahl, besuchten Bethlehem, Bethanien, Silçah und an-
dere heilige Orte und traten am 6. August die Rückreise nach Europa
an. Sowohl auf der Hin-, als Herreise starben übrigens Viele von
dem Gefolge Albrecht's. Am 19. December langte der Zug glück-
lich wieder in Dresden an. So waren also ungeheure Geldsummen
und eine Zeit von neun Monaten verreist, um wenige Tage in Je-
rusalem zu verweilen.
20. December.
Sachlen wird einönigreirh.
Nach der großen Niederläge des preußisch-sächsischen Heeres bei
Jena und Auerstädt, den 14. October 1806, bewies sich Napoleon
dußerst mild gegen die gefangenen, sächsischen Officiere und entließ
sie mie der Versicherung in die Heimath, daß er ihren Kurfürsten
hochachte und alle Feindseligkeiten gegen ihn einstellen, werde, sobald
er seine Truppen von den Preußen abriefe. Und dieses Verfprechen
hielt Napoleon, als Friedrich August der Gerechte dem Wunsche des
Kaisers gewillfahrt hatte; Sachsens Neutralität wurde bewilligt und
völliger Friede angeboten, wenn der Kurfürst zum Rheinbunde treten
wolle. Des Friedens bedurfte aber Sachsen gar sehrz denn obgleich
durch die zugestandene Neutralität der Krieg selbst aus Sachsens
Grenzen entfernt wurde, so mußte es doch der Sieger drückende
Durchzüge nach wie vor fühlen. Darum eilte unser Kurfürst, einen
Frieden mit Napoleon abzuschließen, der auch zu Posen am 11. De-
cember zu Stande kam. Es war #ein verhängnißvoller, wichtiger Friede.
Ihm zufolge verließ Friedrich August der Gerechte das preußische
Bündniß, wurde Mitglied des mächtigen Rheinbundes und stellte
als solches für den Fall eines Krieges ein Hilfscorps von zwanzig-
tausend Mann. Die wichtigste Veränderung aber, die der Posener
Friede unserm Vaterlande brachte, und an die uns der heutige Tag
erinnerk, ist die Umgestaltung des Kurfürstenthums Sachsen
in ein Könfgreich. Denn am 20. December desselben Jahres rief
es ein Herold feierlich in Dresdens Straßen aus, daß von nun an
Sachsen ein Königreich sei. Außerdem sebte dieser Friede die Gleich-
stellung der politischen und bürgerlichen Rechte der katholischen Unter-