Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

Federvieh, außerdem 4944 Kaninchen; schließlich am 1. 12. 20, also zu 
schon einigermaßen normalen Zeiten, 759 Pferde, 723 Rinder, 1672 
Schwelne, 1263 Ziegen, 5037 Kaninchen, 13 914 Federvieh. 
Schon damals, d. h. im Mai 1915, machte sich eine deutliche Knapp- 
beit an JFuttermitteln bemerkbar, als deren Folge eine Bekanntmachung 
erlassen werden mußte, die zum sparsamsten Umgehen mit Heu und zur 
Werbung von Laubheu aufforderte. Auch die Kleie konnte nicht mehr 
voll geliefert werden, sondern die Stadt mußte die aus eigenem Ge- 
treide gewonnene von den zu liefernden Mengen in Abhzug bringen. 
Als erste Andeutung einer schärferen Regelung wurde auch die pflicht- 
mäßige Einreichung von Bedarfsanmeldungen für je ein Vierteljahr ein- 
geführt. 
Dafür wurden immer wieder neue Ersatzfuttermittel in den Handel 
gebracht, zu Anfang z. T. ausländischer Herkunft, später nur noch In- 
landsware, die für den Hersteller manchmal bekömmlicher war als für 
das Vieh. Das erste derartige Erzeugnis war wohl der NRoboszucker, 
hergestellt aus 20 Robos und 80 %5 NRohzucher; Robos wieder wurde 
aus reinem, defibriniertem Kinderstichblut hergestellt. Auch die damals 
auftauchende Torfmelasse dürfte im Frieden nicht verwandt worden sein. 
Dann kam die Häckselmelasse (die wollte in Stolp niemand haben). 
Weiter erzeugte man Eiweißstrohkraftfutter aus Stroh, Hefe, Lupinen, 
Tierkörpermehl und Fischmehl, auch manchmal Leimkraftfutter; ohne die 
ersten vier hieß es Strohkraftfutter. Man hatte Blutfutter aus Me- 
lasse, Blutmehl und Heidenmehl. Heidenmehl wiederum wurde aus den 
Blättern, Blüten und Früchten des Heidekrauts hergestellt. Pansen- 
mischfutter wurde aus getrochnetem Mageninhalt der Rinder, Melasse, 
Tierkörpermehl und Kartoffelpülpe bereitet, Schilfrohrmehl aus möglichst 
jungem, getrochneten und vermahlenen Schilf. — Eine Reihe von Mo- 
naten war der städtische Schlachthof in Stolp mit der Aufgabe betraut, 
aus den gewonnenen Blutgerinnseln einen Futterstoff herzustellen. Die 
Arbeit wurde so großzügig begonnen, daß sogar die Blutgerinnsel aus 
dem Schlachthof Köslin nach Stolp geschicht wurden. Leider stellte sich 
dann heraus, daß die Unkosten größer waren als der Gewinn, und so 
wurde die Fabrikation im Herbst 1915 wieder eingestellt. 
Sehr bald stellte sich, wie wir das bereits bei der Lebensmittelver- 
sorgung gesehen haben, das Bedürfnis nach schärferer Konzentration der 
Verwalkung heraus. Demgemäß wurde am 23. 7. 1915 die NReichsfut- 
kermittelstelle (Rm.) gegründet, daneben als Permittlungsstelle das 
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