Full text: Die Eisenbahn-Transportsteuer und ihre Stellung im Staatshaushalte.

892 — 
bahnen 20— 25 jährige Steuerfreiheit gewährt wird, während 
andererseits die in anderen Staaten ins Gewicht fallenden 
Ueberschüsse der Post in Folge des Umstandes, dass Oester- 
reich das billigste Postporto in Europa hat, im österreichischen 
Budget kaum nennenswerthe Ziffern aufweisen. Es ergiebt 
sich also, dass das Eisenbahnwesen den österreichischen Staats- 
haushalt in nicht geringem Grade belastet, eine Thatsache, die 
in grellem Widerspruche zu der Erfahrung steht, dass die 
volkswirthschaftliche Entwicklung ihren besonderen finanziellen 
Ausdruck in den Verkehrsmitteln findet. Im Allgemeinen 
trifft diese Erfahrung wohl auch in Oesterreich zu, was an 
einem Beispiel gezeigt werden soll. Die garantirte Linie der 
Nordwestbahn, welche bis vor Kurzem noch Garantiezuschüsse 
des Staates in Anspruch nahm, ist in ihrem Ueberschusse in den 
Jahren 1874—1893 von 1,7 Millionen auf 4,5 Millionen gestiegen, 
während in derselben Zeit die direkten Steuern Oesterreichs 
von 92—111, die indirekten Steuern von 161—247 Millionen ge- 
stiegen sind. Dem österreichischen Staate mit seiner fort- 
geschrittenen volkswirthschaftlichen Organisation ist es bis- 
her nicht gelungen, sein in hohem Grade entwicklungsfähiges 
Eisenbahnwesen dem Staatshaushalte nutzbar zu machen. Dies 
gilt sowohl von den Staatsbahnen als von den Privatbahnen, 
deren Steuerleistung von 1881—1893 sich nur von 6,7 auf 8,7 
Millionen Gulden erhöhte, wobei von letzterem Betrage 1,4 Mil- 
lionen Gulden auf die Staatsbahnen entfallen. 
Der Annahme, dass eine Verbesserung der gegenwärtigen 
finanziellen Verhältnisse der Staatsbahnen durch eine Tarif- 
erhöhung erfolgen könnte, steht, abgesehen von prinzipiellen 
Bedenken, auf welche wir später noch zurückkommen werden 
die Schwierigkeit entgegen, dass die Privatbahnen zum Theile, 
speciell gilt dies vom Personenverkehre, schon jetzt billigere 
Tarife haben als die Staatsbahnen, und dass überdies mit der 
mächtigsten Privatunternehmung (Nordbahn) ein Uebereinkom- 
men besteht, wonach diese gesetzlich verpflichtet ist, bei einer 
bestimmten Reinertragsziffer die Tarife herabzusetzen. Es wird 
ferner mit Recht darauf hingewiesen, dass die Fortsetzung der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.