106 Das Dentshhe Reich und seine einzelnen Glieder. (Sept. 9.— 12.)
9. September. (Karlsruhe.) Der Großherzog von Baden
feiert seinen 70. Geburtstag. Der Kaiser richtet folgendes Tele-
gramm an ihn:
„An des Großherzogs von Baden Königliche Hoheit. Karlsruhe.
Zu Deinem V70. Geburtstage, an welchem Dir von Deinem Volke
und aus allen Teilen Deutschlands Beweise aufrichtiger Verehrung und
Liebe dargebracht werden, drängt es auch Mich, Dir Meine aus vollem
Herzen kommenden Glückwünsche zu senden. Indem Ich es freudigst an-
erkenne, wie hervorragend Deine Verdienste um die Begründung und Er-
haltung der Machtstellung Unseres gemeinsamen Vaterlandes sind, und wie
Du es verstanden hast, die Bande der Freundschaft zwischen Uns, Unseren
Häusern und Regierungen immer fester und inniger zu knüpfen, danke Ich
dem Allmächtigen, daß er Dich bisher so gnädig bewahrt hat, und flehe zu
ihm, daß er Dich, begleitet von der Liebe des deutschen Volkes und der
Anerkennung der Bundesfürsten, zum Segen Deines Landes und des ganzen
Reiches noch lange in rüstiger Kraft erhalte. Die Kaiserin schließt Sich
Meinen Glück= und Segenswünschen von ganzem Herzen an und wird Mich
bei Dir vertreten, da Mich die Pflicht hier festhält.
Görlitz, den 9. September.
(gez.) Wilhelm.“
Ferner übersendet der Kaiser dem Großherzog ein Modell zu dem
Berliner Kaiser Wilhelm-Denkmal mit einem Schreiben, in dem es heißt:
Die Feier des Ehrentages Euerer königlichen Hoheit wird weit über die
Grenzen des badischen Landes hinaus im deutschen Vaterlande freudige
Teilnahme erfahren. Verehrt das deutsche Volk in Euerer königlichen
Hoheit doch denjenigen Fürsten, dessen von großen Gedanken und weiser
Staatskunst getragenes Wirken wesentlich zur Wiederaufrichtung des Deutschen
Reiches beigetragen hat. Wie Euere königliche Hoheit Meinem hochseligen
Herrn Großvater und Meinem in Gott ruhenden Herrn Vater in treuer
Freundschaft allzeit mit Rat und That zur Seite gestanden haben, so er-
freue auch Ich Mich Euerer königlichen Hoheit herzlicher Zuneigung und
wertvoller Unterstützung in Meinem Bestreben, das Erbe des großen Helden-
kaisers weiter auszubauen und durch Werke des Friedens das Deutsche Reich
zu kräftigen und zu befestigen.
12. September. (Görlitz.) Dankschreiben des Kaisers nach
Beendigung der Kaisermanöver zwischen dem 5., 6. und 12. Korps
an den König von Sachsen und die Generale.
Das Schreiben an den König lautet: „Durchlauchtigster, Groß-
mächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder!
Beim heutigen Scheiden aus Ew. Majestät Landen, in denen die
diesjährigen lehrreichen Herbstübungen von vier Armeekorps zum größten
Teile abgehalten worden sind, ist es Mir ein tiefempfundenes Bedürfnis,
Meiner bereits wiederholt kundgegebenen lebhaften Anerkennung über den
vortrefflichen Zustand des 12. (Röniglich Sächsischen) Armeekorps erneut
Ausdruck zu verleihen. Wie schon die Parade — dieser sichere Prüfstein
für Haltung und Disziplin — eine vorzügliche war, so führten die nach-
folgenden, vielfach mit großen Anstrengungen verbundenen Feldmanöver
die kriegsgemäße Ausbildung von Sachsens Söhnen wiederum in der
Vollendung vor. Sie gaben beredtes Zeugnis davon, daß der so vielfach
erprobte Feldherrublick Ew. Majestät unausgesetzt und zielbewußt zum