Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Erster Teil. Bis zum zweiten Pariser Frieden. (24)

510 J. 4. Der Befreiungskrieg. 
Beispiel des Abfalls von Napoleon? Die Preußen. Wer hielt die Schlachten 
von Lützen und Bautzen? Die Preußen. Wer siegte bei Haynau? Die 
Preußen. Wer bei Großbeeren, bei Katzbach und Dennewitz? Immer 
die Preußen. Wer bei Kulm, Wartenburg, Möckern und Leipzig? Die 
Preußen, immer die Preußen.“ Wie eine Drohung klang dies stolze the 
Prussians, ever the Prussians! dem Kaiser Franz und den Fürsten des 
Rheinbundes. Welcher Zukunft ging Deutschland entgegen, wenn dieser 
Staat seine alte Macht zurück erlangte? 
Durch die Leipziger Schlacht war das ursprüngliche Ziel des Krieges 
gesichert: die Auflösung des Rheinbundes und die Befreiung Deutschlands 
bis zum Rheine. Aber mit dem Erfolge wuchs die Hoffnung. Am Tage 
nach dem Sturme trafen sich Stein und Gneisenau auf dem Markte zu 
Leipzig und gaben einander die Hand darauf, daß dieser Kampf nicht 
anders enden dürfe als mit dem Sturze Napoleon's und der Wieder- 
eroberung des linken Rheinufers. Was vor wenigen Wochen noch den 
Kühnen selber unmöglich däuchte erschien jetzt mit einem male nah und 
erreichbar. Auf Stein's Geheiß ging der getreue Arndt sofort an die 
Arbeit; er sammelte aus dem reichen Schatze seines Wissens alle die histo- 
rischen Erinnerungen und romantischen Bilder, deren er bedurfte um auf 
sein gelehrtes Volk zu wirken, und lebte sich ein in eine Anschauung, 
welche damals noch neu, bald eine treibende Kraft des Jahrhunderts 
werden sollte: in den Gedanken, daß am letzten Ende die Sprache und 
historische Eigenart der Nationen die Grenzen der Staaten bestimme. 
Und so, noch unter dem frischen Eindruck „der herrlichen Schlacht", schrieb 
er das wirksamste seiner Bücher, die fröhliche Losung für die Kämpfe 
der nächsten Monate: der Rhein Deutschlands Strom, nicht Deutschlands 
Grenze! 
 
	        
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